Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

180 Man müsse drei Gruppen unterscheiden, solche, die von Jugend .wf ihre Religion AC ergriffen hätten, corroborandi und catechumini. Soll e der ziemlich gewachsene Kreis erhalten und g·emehrt werden, so dürfe man nicht alle Predigten einfach lästern, denn dadurch würden die Katechumenen ganz vertrieben, die anderen aber zaghaft gemacht. Da- mit weder der göttlichen Ehre durch Stillschweigen, noch den Zar ten besonders im Anfang durch ungleiches Schreien geschadet werde, sollte ein Prediger besc:heiden des Papsttums Griffe und Tücke mit Beweisen aufdecken und ihre Grundl ag·en stärken. Das habe bisher ihre Kirche wohlgebaut, wolle aber nicht jederzeit helfen, könne und solle auch nicht immer sein. Deshalb, wenn die Sache lauter , wollten sie aber auch keinen P lacentiner. Hohenfelder lobte die zwei jungen Diakone als feine, gehorsame Leute. Der neue P rediger müsse Autorität haben und redegewandt sein wie Herr Georg, der beim gemeinen Ma,nn viel gelte. Das l\tinisterium würde zwar von den Ständen erhalten, von denen aber die wenigsten ihren dauernden Wohnsitz in Linz hätten. Sie hätten das Minister ium hauptsächlich wegen der Schule und wegen des gemeinen Mannes so öffentlich errichtet. Das Ansehen der Linzer Kirche sei heute so groß, daß Landleute und Städte bei Bedarf für den Kirchendi enst um taugliche Personen beim obersten Prädikanten an- suchten. Es wäre ein bei einer ansehnlichen Akademie bekannter Mann erwünscht, der geeignete Personen für Kirchen und Schul en herbringen könnte. Er sollte verständigen Alters und in Kirchen- und Gewissens- fragen erfahren sein, da man sich hi eher um Rat wende, und da ihm das Schulinspektorat obliege. Er brauche ni cht Doktor oder Magiste r zu sein, nur gottesfürchtig, bescheiden , gelehrt und in Kirchenhändeln erfahren. Er erhalte 400 fl. Jahresgehalt, freie Wohnung und Holz""). Aus dieser Darstellung geht die große Sorgfalt in der Auswahl des Landhausprädikanten hervor, doch läßt sie eine immerhin noch bedeu- tende Stärke der katholischen Religion in Linz erkennen. Auf keinen Fall erweckt das Schreiben den Eindruck, als ob di e katholi sche Re- ligion in Linz erloschen oder vor dem Erlöschen gewesen wäre, im Gegenteil. Es läßt vielmehr durchblicken , daß die antipäpstliche Po- lemik der ersten Sturmzeit überholt sei und durch positive Arbeit er- setzt werden müsse, daß unter dem Predigtpublikum im Landha us ein Drittel Schw~mkend e und auch unter den übrigen Nichtgefestigte wa- ren, vor allem setzt es den Bes tand einer katholischen Gemeinde in der Stadtpfarrkirche voraus und befürchtet die Regsamkeit eines neuen Pfarrers und J esuitenzöglings. Mag auch Hohenfelder die Schwierig- keiten absichtlich stark unterstri chen haben, das Bi ld, das sich ergibt, ist das einer konfessionell gespaltenen Stadt, in welcher die Mehrheit der A C a ng·ehörte. Dr. Schulter empfahl 11 " ) J\11. Thomas Spindler, der sich aber erst nach Wunsch seines Herzogs zur Annahme des Linzer Postens bewegen 1 ") Rnupacll, Bd. V, Zweite Nachlese . S. 144. '") Sein Schreiben vom 16. JLtoi 1581 trat am 2i . JLtni in Linz ci11. An- ua len, Bd. XV. BI. 154.

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