Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

179 gewesen und von dort nach schwerem Streit mit seinem Vogt Adam Hofmann Landhausprediger in Linz g·eworden. Der beim steiri schen Hofrecht anhängige Prozeß kam schließlich 1579 in Linz zm· Austra- gung·. Adam Hofmann, der, gestützt auf Gutachten der Universitäten Tübingen und des Regensburger Konsistoriums und auf das Urteil des F1eiherrn Hans Friedrich Hofmann, Khuen als Simonisten und bekam1- ten Pfründenkrämer, sein Wirken als Gefahr für den Predigtstuhl der Landschaft in Linz bezeichnet hatte' 07 ), lenkte nach Ausfolgung der Briefe, Urkunden und Urbarien von Pöls ein , ersuchte die Stände um Enthaftung· des Prädikanten und schloß schließlich mit seinem ehe- maligen Pfarrer einen Vergleich, der diesem 1000 fl. Entschädigung für seinen Verzicht auf Pöls zusprach 108 ) . Die Stände unterstützten den Mann ihres Vertrauens in seinem Rechtshandel wirksam 100 ), waren aber sichtlich froh, daß er 1581 um Entlassung und um die Überstellung· seiner Habe auf Kosten der Landschaft nach Heidelberg· ansuchte 110 ) . Kirnen war offenbar mit dem scharfen Kampf der Stände gegen den Flacianismus in Eferding nicht einverstanden gewesen und hatte ge- droht, bei der Abschiedspredigt den wahren Grund seines Gehens zu sagen . Auf Bitten der Stände, die ihm eine ansehnliche Abfertigung gegeben hatten 111 ), ließ er sich „gottlob" beschwichtigen und schi ed in Frieden 112 ) . Jede Kanzel steht und fällt mit ihren Predigern, jede Schule mit ihren Lehrern. Als Khuens Abschied feststand, hatte sich Achaz Hohen- felder im Namen der drei politischen Stände an den fürstlich württem- bergischen Rat Dr. Schulter um Rat und Vermittlung einer geeigneten Persönlichkeit g·ewendet. Das Schreiben ist durch seine Offenheit und durch die B e 1 euch tun g· c1 e r tat s ä c h 1 i c h e n Verhält- niss e d e r Linzer Gemei nd e AC von inn e n h era u s <'ines der wertvollsten Dokumente der Reformationsgeschichte cles Lan- des113). Hohenfelder legte dar, daß die Kirche in Linz noch im Anfang sei, d::i,ß daher ein gottesfürchtiger Prediger mit Fleiß und Arbeit v iel gewinnen könne, doch habe er den „Pontificium pastorem" entgegen. Täglich solle ein Dr. Stobäus 114 ) auf die Pfarre Linz g·estellt werden, der als Alumnus J esui ticus nicht gerne feiern werde. Ihre auditores hätten sie von diesen Pfanl euten innerhalb uncl außerhalb der Stadt. 107 ) Schreiben YOlll 3. November 15i9, A11 1.1 alen, Bd. XIV, lll. 547. 10 •) Der Vertrag vom 13. November 15i9 in den A11ualen, Bd. XIV, BI. 551. Nneh der rechtlich en Bereinigung erfo lgte norh e ine „ch ristlich e Versöhnung". 109 ) An nulen, Bd. XIV, BI. 186' , !i04', 527', 554'. 1 10 ) Annalen, Bel. XV, Bl. 119. 1 ") Er erhielt 400 fl. Abfertigung, 200 n. Zebruug, t1 ie SchiUskosten liir seine Fahrhabe und das Schiff seihst als Geschenk. 112 ) Dio Land schaft stellte i!Jm eine Empfehlung fiir den Pfalzgrafen K ur - Iiirsten Ludwig, ein Zeugnis und einen Paß aus . Als Grund der Verabschiedung ist der b eschwerliche Katarrh des Predigers angegeben. Annalen, Bel. XV, BI. 181 '. H,aupach, Bd. V, S. 80, sag t irrig, daß Kllllen auf Befehl tles Kaisers sein Amt 11 iederznlegen hatte. 1 ") Annalen, Bd. XV, BI. 148'. Abgetlruekt bei Haupaell , Bd. V, Zwe ite Nnnhlese, S . 142 ff. '") So na.uh Ra upael1 , J3d. V , 2. Nndll eoc, S. 1411. Die A nnal en schreiben SLah:ius. 12•

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