Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

.178 ler aus Württemberg hereingebrncht hatte, sollten die verwüstete Ge- meinde wieder aufrichten. Die Zerrüttung war nach Haselmayr so groß, daß er lieber einen papistischen Ort reformieren wollte 103 ) . Die sieben J ahre flacianischer Herrschaft hätten über 30 der reichsten Bürger und den adeligen Obervogt förmli ch bezaubert. Sie wollten sich nicht wei- se11 lassen, hörten nicht, grüßten nicht, dankten nicht, hi el ten heim- liche Konventikel nnd Winkelpredigten, besuchten Taufe und Abend- mahl mit großen UnJrnsten und unter Gefahr der Kinder 5-8 Mei len weit auswärts. Die zwei Parteien der Stadt, die Magdebu rgischen und üie Spang·enbergischen, seien gegen ihn wie Pilatus und Herodes. Arger als die Papisten bezeichneten sie ihn als l\Li etling, Gottesdieb, Lügen- prediger und 8eelenmö rder , ja. sie verschonten auch die Herr ·chaft nicht. Doch mii sse di ese 11111 ücr Kaiserlichen Majestät willen ein Auge zutun, damit sie dem Kais er ni ·ht mit scharfen Exempeln das Schwert gegen sie selbst in di e Hand gäbe. Die Herrschaft habe bereits einige mit Gefäng·nis und Landesverweisung gestraft und allen auf den nächsten Mi ehaelstag die Räumung der Stadt auferlegt , daher würfen sie mit Donner und Blitz, Gottes Zorn , den Türken und mit höUiscl1em Feuer herum. Di e Verwirrung· war so groß, daß Haselmayr den Unter- gang· der ganzen AC in Österre ich befürchtete. Seine „christli che treu- herzig·e Schrift an die Bürger und Inwolrner der Stadt Eferding" uncl seine große Freundli chkeit im Umgange trugen allmähli ch den Sieg über clie „bös-trotzige Art und Weise" der Flacianer davon. Nicht so rasch Yerheilte der Riß im Herrenstande. Andreas, Wolf und Siegmuncl von Pollheim sowie At;haz von Landau betätigten sich weiter als „Pa- trone der flacianischen Lehre" 10 ' ) . Die Haltung· des Hauses Pollh eim be- schwor in Wels fast einen ähnlichen Zwist herauf wi e die Rüdig·ers von Starhemberg in Eferding. Als die Weiser Stadtväter dem Prädikanten Veit Mang·k aufkündigten, nahm ihn Andreas von Pollheim sofort als Schloßprädikanten auf und wußte clie Landstände gegen die Stadt Wels einzunehmen 100 ). Die inneren kirchlichen Verhältnisse cler Stadt Wels blieben lange Zeit hindurch ganz zerrüttet. Di e weitere Entwicklung der AC im Lande ob der Enns zeigt, daß man der gefährli chen Strö- mung des Flacianismus schließli ch Herr wurde. 3. Das Linzer Landhausministerium. Das bes te Beispiel für die konfessionellen Besitzverlütltnisse des Landes und für die Schwierigkeiten der A C ist das Linzer Landhaus- ministerium. Gleich cler erste Landhausprediger, M. Georg Khuen, der von 1576-1581 in Linz wirkte, war ein Mißgriff. Durch seine Unfähig- keit in der Aufstellung einer Kirchenordnung und in der Leitung des protestantischen Schulwesens gegen die aufblühende .Jesuitenschule hatte er sich in Graz unmöglich gemacht 100 ), war dann Pfarrer in Pöls 103 ) Das Schreiben n n da s Stu ttgarter Konsistorium vom 10. Fc bnrnr 158~ bei .Llaupach, Bd. V, Suppl. S. 29 f. 10<) Raupach , Bd. V, S. 7:1. 10 •) über Veit Mangk Ye rgl. llfeindl K., Geschichte der S tad t Wel s , 1. 'l'ei l, s. s1 r. 1 0•) Loserth, Heformation und Gegenreformation, S. 207 nnd 21a, Schuster, 1\f. Brenner, S. 14:i.

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