Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

.177 Der Bericht der fl acianischcn Prediger a n Rüdige r von Starhem- berg00) suchte die Lehre von der Erbsünde als der Substanz des Men- schen theologisch zu begründen. Gottes Bild ward durch den Fall der Stammeltern in des Teufels Larve verkehrt, der Mensch geistlich tot. In diesem Zustande zeugte Adam Kinder. Erlösung· ist nnr möglich durch den Tod des Gottessohnes. Durch das Wasserbad im Wort ist dem Teufel die :Macht genommen. Di ese Neugeburt erfolgt ni cht dtirch Abscheidung einer bösen Accidenz, sondern das von Adam Ererbte und von uns Getane muß „geistlich ersaufen". Die Verfolger dieser Leh re gleichen den Kalvinisten, welche die Abendmah lslehre, und den Papisten, welche die Rechtfertigungslehre angreifen. Der Drohung mit der Gewalt stellten sie die langmütige Art der ersten Kirche geg·en di e Ketzerei entgegen, di e Zensuren wi esen sie mit Berufung auf M. Cyriak Spangenberg und M. Chri stophorus Irenäus'° 0 ) zurück. Luther habe nach der Konferenz in Marburg fünfz ehn Jahre mit Zwingli Geduld ge- t ra,gen, aber jetzt gebe es keine brüderliche Liebe mehr. Eine Spaltung der Eferdinger Prädikanten brachte den Ständen und uem Linzer Landhausministerium unerwartet Hilfe. Der seit 1581 in Eferding als Exulant lebende M. Joachim ?lfagdeburgius'° 1 ) übertrieb die Substantialität der Erbsünde derart, daß er sie auch den Toten zu- schrieb, die erst durch die zweite Ankunft Christi wiedergeboren wür- den. Als sich Giller dagegen wendete, entfachte er einen dreijäh rigen erbitterten Kampf. Magdeburgius nannte seine Gegner Leicbnams- preiser , Fleischpreiser, Antinomer und Epikureer, diese gebrauchten die Ausdrücke Grabsünder, Grabproph eten, tote Erbsünder, Kadaveri sten , Knochenschänder , Leichnamsschänder, neue Rumpel- und Poltergeister und andere. Im Jahre 1582 hatte Magdeburgius den Pfarrer Giller auf seine Seite g·ebracht. Die zwei Kämpen schlossen die „Eferdingische Vergleichung" , zogen sich aber mit deren Drucklegung drei Gegen- schriften auf den Hals. Als drei Bürger von Eferd ing Spangenberg um ein Gutachten angingen und seine Antwort ohne Wissen des Verfassers veröffentlichten, war erst Öl in das Feuer gegossen 102 ). Die ~farr- gemeinde Eferdi ng war gespalten, die Landschaft uneins, das Ansehen der A C im Lande gefährdet und durch den Broschürenkampf ganz Deutschland auf den Skanda l in Eferding aufmerksam geworden. Ende 1582 begann Starhemberg selbst überdrüssig zu werden und kündigte den Predigern ihre Entlassung an, als er unerwartet im 49. Lebensjahre starb. Gundacker von Starhemberg führt e 1583 die Entlassung durch 1111d wurde dafür mündlich und schriftli ch als Verfolger reiner Predig·er 1111d a ls Schutzherr papistischer Heuchl er und Accidenzpfaffen be- zeichnet. Die zwei neuen Prediger, Pfarre r M. Nikol aus Haselmnyr und Dia- kon M. Johannes Bruder , di e der Landhausprädikant M. Thomas Spind- 99 ) Vom 27. Oktobe r 1580. U nterzei('hn et s ind Pfarrer Gill er , S iu ge lins und Prcnsserns. A nn a l en, Bd. XV. B I. 240 '. 100 ) U m 1580 als vertri ebener F laci,1ner in ü sterre ieh e ingew:111der t, da nn Se ni or urnl Inspektor in H orn. R.aupa ch. Hd . V, S. r;a l"f ., und Snpp l. , S. 43. Dazu .Fl d. IV, S. 20 f. 1 0 1 ) Rnupacb, Bd. V, S. 103 ff. 10 ') Ober d en weiteren Ve rl auf Ha upa elt , ßd. IV. S. :,1. l'. 12

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