Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

175 hatten D. Jeremias Homberger in Graz 86 ) und Josua Opitz in Wien den Erbsündestreit entfacht, im Lande ob der Enns führte D. Johannes Friedrich C o e 1es t in u s 87 ), ehemaliger Theologieprofessor vo11 J ena und seit 1573 Pfarrer in Eferding, den Flacianismus ein. Es gelang ihm, R ü d i g·e r v o n S t a r h e rn b e r g zu gewinnen, der die Zahl der Prediger auf drei erhöhte und ausgescbafften Prädikanten Unterstand gewäbrte 88 ) . Erst als Gundacke r von Starhemberg nach Rüdigers Tod (Dezember 1582) die Administration der Güter übernahm, wurden 1583 die flacianischen Prediger aus Eferding abgescha fft8°). Der große Ein- fluß Rüdigers von Starhemberg im Herrenstand ließ eine Spaltung des lutherischen Adels, se in starkes Ministerium in Eferding eine Schwä- chung der A C des ganz en Landes befürcht en. Die Stände sahen sich <1aher zu weitgehenden Abwehrmaßnahmen in ihrer Yorläufigen Kir- chenordnung von 1578 gezwungen. Kein aus Regensburg oder aus. ander en Orten vertriebener Flacianer durfte ohne Widerruf eine Kanzel des Landes betreten, jedes Ständemitglied, das solche Prädikanten auf- nahm, galt a ls „Widerwä rtiger in Glaubenssachen". Neue Prediger und Schulmeister hatten ein Examen über ihre Konfession nach der Bibel, der AC uncl ihrer Apologie und nach den Schmalkaldner Artikeln ab- zulegen und einen Revers zu unterschreiben° 0 ) . Der ständische Prädi- kant hatte bis zur Bewilligung der Agende du rch den Kaiser und bis zum Vergleich mit den Wienern die Agende des seligen Veit Dietrich zu ge- brauchen"1). In den „Mitteldingen" (Adiaphora) und im Gebet für die Obrigkeit sollte vorläufig die gegenwärtige Gepflogenlieit beibehalten werden°') . Aber gerade die Nichterledig·ung der Adiaphora, hinter de- nen sich die Zeremonien des Gottesdienstes, die Messe, di e Heiligenver- ehrung, die Sakramente der Buße, Firmung, Ordination und Kranken- ölung verbargen, bedeutete trotz Examen und Revers den Weiter- bestand des Zankapfels. Diese „Zeremonien" waren es, die Matthias Flacius und andere Streittheologen von Magdeburg aus derart auf das Korn nahmen, daß di e Konkordienformel von 1580 die Kirchen bevoll- mächtigte, in rebus ve re adiaphoris nach Gutdünken zu verfahren. Drei Tage nach d r Einführung der vorläufigen Kirchenordnung, das ist am 8. September 1578, erteilten die Stände Rüdiger von Star- hemberg und den Gerhaben der Erben nach Heinrich Starhemberg einen 88 ) Mayer M., Jeremia s Hombcr ge1·. AöG ., Bd. LXXIV (188H), S. 208 ff. 87 ) Raupach, Bd. V, S. 18 ff. •8) Raupach, Bd . IV, S. 46 ff . 6 ') In Eferding wirkten außer Coelestiuus M. Hi e ronymus Haubold (t 1579. Haupach , Bd. V, S. 57), als Pfarrer na ch Coelestinus Adam Giller, als Diakone- Anclreas S ingelius und Pnulns Preusserus . 1581 l ebten dort cli e E xulanten J oachi m Magdehurgius (Raupach, Bd. V, S . 103 ff. ), Valentin Schreiber, P etrus Lasacher un cl Jakob Melhoru, der nach Gillers Kündigung zum Pfarrer ausersehen war, aber nach Rüdigers Tod gleichfalls en tl assen wurde . Ra.upach, Bd . V, Suppl. S. 64, und Bel. V, ZweHc Nach l ese, S. 150 und la2. • 0 ) Zur Prüfungskommission gehör ten M. Georg K irnen (L inz), M. Gallus Steini nger (Peuerbach), M. J oachim Müller (Steyr), Veit Mangk (Wels) urn1 Mat- thäus Hofmändl (Kirchdorf). ") Viti Theodori Agenda. l!aupach , Bd. H, ·s. :114. ") Fehlt bei Haupach , Bu. IT, S. 314.

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