Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

1 ,..,,, 1 i) Glaubensspaltung studierten zahlreiche Söhne der Adeligen an reichs- deutschen Universitäten 77 ), besonders in Wittenberg, Straßburg und Tübingen, aber auch in Jena, Göttingen und Rostock. Die Verbote Ferdinands I. von 1524, 1539 und 1548 fruchteten so wenig wie die Vorschreibung der Universitäten Wien, Freibmg i. B. und Ingolstadt im Jahre 1548 78 ) . In der zweiten Hälfte des seehzehnten Jahrhunderts bekleideten verschiedene Mitg·lieder des Herrenstandes sogar die Rek- torswürde an reichsdeutschen Universitäten, so 1545 Siegmund Ludwig von Pollheim 1 "), 1559 Heinrich von Starhemberg 80 ), 1572-1575 dreimal nacheinander Andreas Wolf von Pollheim und Parz 81 ) und 1575 Hans Cyriak von Pollheim und Wartenburg 82 ) in Wittenberg. Letzterer war 1576 Rektor in Rostock und 1592 treffen wir Reinprecht von Pollheim und Parz 83 ) als Rektor in Jena. Noch viel ansehnlicher war die Zahl üer nichtadeligen Studenten aus dem Lande ob der Enns, die sich an reichsdeutschen Akademien zu Pr e d i ger n und L e h r e r n ausbil- deten. Die Ordiniertenbücher 84 ), die Landtagsann::iJen"") und Stadtkam- merrechnung·en sowie die so beliebten Stammbücher enthalten zahl- reiche Hinweise auf Studenten aus dem Lande ob der Enns. Da diese Stipendiaten den Bedarf ni cht deckten, erfolg·ten zahlreiche Berufungen von Prädikanten und Lehrern aus Deutschland. Das Personal des Linzer Ln.ndhausministeriums bietet den besten Beleg für diese Verhältnisse, die auch in den übrigen Städten, in den :Märkten und auf den Schlös- sern ähnlich lagen. Wandernde Prädikanten und nicht zul etzt die große Zahl der aus reichsdeutschen Territorien ausgewiesenen und geflüchte 0 ten Prediger überschwemmten die österreichischen Erblande, ganz be- sonders das Land ob der Enns . Der Entwurf der obderennsischen Agende sprach vom „täglichen Anlauf fremder Prediger, Schulmeister r:nd Studenten" bei den ständischen Verordneten, Inspektoren und Prä- dikanten, und verlangte genaue Ordnung in der Almosenzuweisung·. Verbanden den Adel persönliche Beziehuug·en mit den reichsdeutschen Universitäten und pflegte die Landschaft in schwierigen Fragen Gut- ") Edel" K., Dus La11d ob der Enns vor der Glaubensspaltung, S. 403. 1544 fiaJ 1dte Frnu Jörger, die 1532 Luther 500 fl. fiil' arme Theologen iib erschi ckt hatto (Ranpach, Bd. II, S. 60 ff. ), ihre Enkel nach Wittenberg, wo s ie Luther dem llf. Georg Meyer iibel'gah. Raupach, Bel. II, S. Si ff. Dort auch zwei Lutherhriefo an Frau Jörger. 78) fürnpach, Bd. II, S. S!l. ") Hoheneck, Histol'ische Besc,hreibnng cl el' Stiincle des Erzherr.ogtnms Ost.er· reich ob der Enns, Bel. II, S. 152. SO) Ebenda, S. 577. 81 ) Ebenda, S. 90. 82 ) Ebenda, S. 142. 83 ) Ebenda, S. 102. 8 ') Buchwald G., Beitriige r.ur Kenntnis der evangelischen Geistlichen 11nd Lohrer Osterreichs ans den Wittenberger Orcliniertenbüchern seit dem Jahre 1573, JBGP. , Bel. XVIII (1897), und Scheuffler H., In Wittenberg 1539- 157a ord inierte evangelische Geist l ic he, JBGP ., Bd . XXX (1909). 80 ) Die Stände hatten sich wiederholt mit Beschwerden gegen Stipendiaten zu befassen. So zeigte Wittenberg am 22. Juli 1581 den Stipendfateu WoJ.r Berger an, der gegen seiuei, Eid aus dem Arrest der Universität, dem „vornehmsten Baud und Nervus' ' zur Erhaltung des Gehorsams, entwichen war. Annalen, Bel. XV, BI. 16G.

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