Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

172 wechsel erhellt zur Genüge, welche führende Rolle dem Lande ob der Enns in der Abwehr der Gegenreformation zukam. Schon der Umstand, daß die Gegenreformation im Lande unter der Enns und in Steiermark in vollem Gang·e ·war, während im Laude ob der Enns noch volle Ruhe henschte, g'ibt zu denken. Die Regi erung erblickte ohne Zweifel in diesem Lande das Hauptbollwerk. des Widerstandes und suchte es ein- zukreisen. Die Politik des Landes ging·, wie aus der Darstellung er- sichtlich ist, durchaus eigene Wege. Der äußersten Entschlossenheit, die AC zur alleinherrschenden Religion des Landes zu machen, ent- sprach starke Klugheit, die sich Mäßigung auferlegt e und über den Femzielen die nächsten Aufgaben nicht übersah. Vor allem ließ man sich niemals vor fremde Interessen spannen. Wenn Pol itik die Kunst des Möglichen ist, dann waren die Landstände bisher gute Politiker. III. Krisen und Schwierigkeiten des Protestan- tismus im Lande ob der Enns. 1. Die Hintergründe der Lage. Seit den Tag·en Ferdinands I. hatte es zur Überlieferung der luthe- rischen Stände des Landes ob der Enns gehört, sich als „der A C Re- ligionsverwandte" zu bezeichnen und alle „-verführerischen Sekten" ab- zulehnen. Vor dem Umstande, daß Karl V. di eses Bekenntnis 1530 etlichen Ständen des Hl. Römischen Reiches zug·estanden hatte, mußte nach ihrer Auffassung jeder Vorwurf von Illoya li tät verstummen . An- gefangen von der großen Welle des Täufertums bis zu den neuesten Richtungen in der Erbsi.indefrage hatte die Konfessionspolitik der Land- stände „Sekten" fernzuhalten und da s einheitliche Bild der AC im Laude zu wahren gewußt. Diese Einheitlichkeit ges taltete sich aus verschiedenen Gründen immer schwieriger. Die tiefste Wurzel für die Verschiedenheit der Auffassungen und für die Verselbständig·ung von Richtungen war das Formalprinzip des Protes tantismus, der Grundsatz von der frei en persönli chen Schriftauslegung·, selbst. Seine Beg·ünsti- gung des Subjektivismus stellte den Protes tantismus dauernd vor di e Gefahr der Aufsplitterung. Umso leichter und heftiger mußten die ~foi- nungen bei besonders geschichteten Verhä ltnissen auseinanderstreben und die ganze Leidenschaftlichkeit innerer Kämpfe entfesse ln. Vor diese schwierige Lage sah sich nun der Protestantismus in der ersten Regie- rungszeit Rudolfs II. gestellt. Ausschlagg·ebend für ilie relative Einigkeit blieb die H a 1 tun g· d e r f ü h r e n d e n A d e 1 s g e s c h 1 e c h t e r. Unter den geschilder- ten Umständen war es weder eine selbstverständliche noch eine leichte Sache, die Herren und Ritter auf die g·leiche konfessionell e Lini e zu bringen. Dazu traten einige besondere Momente, welche di e Einheits- front der AC gefährdeten. In erster Linie sind die lebhaften B e z i e- h u n g e n d e s o b d e r e n n s i s c h e n A d. e 1 s z n r e i c h s- d e u t s c h e n U ni v e r s i täten zn nennen, ilie ihrerseits wieder ganz verschiedenen theologischen Flaggen fol gten. Seit Beginn der

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