Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

171 Ähnlich hatte M. Bernhard Egen am Fronleiclmamstage selbst ge- predig't73). Die Papisten sperrten mit dem Gepränge der Fronleichnams- prozession den Leuten die Mäuler auf nnd verh ießen den Teilnehmern die Verg·ebung· der Sünden ( !). Christus habe die jetzt dem Feste zu- geschriebene Sündenvergebung nur durch sein Leiden und durch die Auferstehung erworben. Statt nach Christus und Paulus beim Abend- mahle des Herrn zu gedenken, gedenke man jetzt der Verstorbenen und der Heiligen. Um die Jugend vor Schaden zu bewahren, predige er heute vom Sakramente, denn gerade die Jugend werde mit honig- süßen Worten eingemummt. Die Widersacher führen nicht mehr so g-rob daher wie die alten Papisten, sondern könnten der Sache eine Farbe anstreichen und zögen, doch fäls chlich, die HI. Schrift an. Christus habe das Sakrament, den wahrhaftigen Leib und da s wesentliche Blut Christi , eingesetzt. Man solle das Sakrament nicht anbeten, nicht in ein Sakramentshäuschen sperren oder in einer Mo.nstranz herumtragen, sondern das Herz sei die Monstranz . Sollte man das Sakrament an- beten, dann wäre es besser, vor einem Bauer, der es empfangen, nieder- zufallen. Bete man Christus in den Kreaturen an, in denen er sei und wirke, dann müßte jeder Bauer Yor jedem Gräs lein ni ederfallen und es anbeten, denn Gott erfüll e alles. Man dürfe :weh das Sakrament nicht dem himmlischen Vater für die Sünden der Lebenden und der Verstorbenen opfern, denn Christus habe sich nur einmal geopfert. Die weiteren Ausführungen, unter denen sich auch der Vergleich vom „prumbeln wie eine Hurnaus im Stiefel" findet, wendeten sich gegen die katholische Abendmahls- und Konsekrationslehre. Erzherzog Karl bemerkte, wäre dem g·ering·sten Ständemitglied ähnliches von einem Katholiken auf seinem Schlosse widerfahren, so wäre dieser wahrschein- lich am Leibe gestraft worden. Egen habe die Zelebration der Messe mit einer „humbsenden Websen in einem stifl" verglichen, alle Teil- nehmer Unchristen genannt und stracks in der Hölle Abgrund ver- dammt, von Anbetung· eines Bauern gesprochen und böse, üppige An- züge mit vielen höchst strafmäßigen Worten gemacht. Bei der Über- sendung der Predigt betonten die Stände den Auftrag an ihre Prädi- kanten, Gottes Wort ohne Privataffekt zu lehren, und ersuchten den Landesfürsten um die Einstellung des Lästerns und Schmähens bei seinem Hofprediger. Diese und viele andere steiermärkische Religions- sachen'4) zwischen Karl und der Landschaft der „alleinseligmachenden Relig·ion AC" beantworteten die obderennsischen Stände a.m 23. Ok- tober 1583 75 ) . Die Antwo rt ist durchtränkt von Teufelsideolog·ie, in der man unschwer den Niederschlag von Luthers Teufelsmystik aus seinen Kampfbildern erkennt' 0 ). Wichtig ist di e Mitteilung, daß die obder- ennsischen Stände bisher ohne besondere Anfechtung uncl Verfolgung ihr Ministerium ausüben konnten. Aus diesem vertrauli chen Schriften- 73 ) Die vol!s fündige Predigt in den Annal en , Bd. XVI , Bl. 3G5'- 3GD". 74 ) Di e Stücke iu d e n A nnale11, Bd. XVI, B l. 340- 369', feh len in Lose rths Akten etc. ") Annalen. Bd. XVI, Bl. 370'. 76 ) Gri.:11 r H. und H eege F., Lutl1ers Kampftiilder, G. Heft der Luther -Studien, S 122 l'f".

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