Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

169 wüstliche Veränderung" im Lande gegeben. Unter Abweisung der Gra- vamina und unter Bezugnahme auf die Religionsbewilligung Maxi- milians II., auf clie Karl geleistete Erbhuldigung und auf die Brucker Pazifikation, malten sie die Folgen einer Religionsveränderung in schwärzesten Farben an die Wand. Aus den weiteren Verhandlungen, die außerhalb des Rahmens dieser Arbeit fallen, sei nur Karls Auf- fassung über die Drohung der Stände mit der Erhebung· des gemeinen Mannes vermerkt, die auch für die zweite Bauernerhebung im Lande ob der Enns aufschlußreich ist. Der Religion halber befürchtete Karl vom g·emeinen Manne nichts, die eindringenden Neuerungen seien die- sem größtenteils zuwider. Er wende sich nur gegen die Steuern, gegen das Rüstgeld und andere Neuerungen, gegen das ewig·e Roboten, gegen uie Verehrung·en, Sterbrechte und gegen die übermäßigen Strafen. Am 24. Dezember 1580°') überschickte die steiermärkische Land- schaft zum erstenmale einen Teil des Schriftenwechsels nach Linz und bat um Rat. Karl plane unter dem Drängen des päpstlichen Nuntius und des salzburgischen Gesandten die Aufhebung der Religionsprivi- legien. Da eine solche „Revolution" den Untergang ihres eigenen uncl der übrigen Länder brächte, hätten sie schärfsten Widerstand geleistet. Linz gab nur eine kurze Verständigung, daß die Herren nicht beisam- men wären. Ein zweites Schreiben vom 10. Jänner 1581°") berichtete vom zweimaligen Fußfall der Stände und von Karls g-roßer Erbitte- rung. Auch dieses Schreiben blieb unerledigt. Erst auf das dritte Schreiben vom 26. Jänner 1581° 0 ), das die Einstellung der Resolution vom 10. Dezember 1580 und die Verdienste des Landmarschalls Hans Friedrich Hofmanns mitteilte, traten die Stände in Linz am 16. Februar 1581 zu einer Beratung zusammen° 7 ). Zu den neun Verordneten waren noch fünf Herren und vier Ritter geladen worden. Die Landschaft be- glückwünschte am 18. Februar 1581 die Steiermärker zur Linderung ihres Streites und fand im übrigen die AC auf den starken Erb- huldigungspakten, auf der Religionspazifikation und auf den landes- fürstlichen contestationes gut und genug fundamentiert. Der überraschende Umfall Karls mußte trotz des Fortganges der Gegenreformation in den Städten das Selbstbewußtsein der Stände he- ben. Im Jahre 1583 beschwor di e rüde Polemik einen zweiten Zusam- menstoß herauf, nachdem die Stände noch im Frühjahr nach Linz be- richtet hatten, sie seien bis jetzt von aller Religionsverfolgung väterlich bewahrt geblieben° 8 ). Als die Prädikanten M. David Tonner und M. Bernhard Egen in überaus scharfer ·weise die Fronleichnamsprozession , ") Nicht wie in tlen Annalen, Btl. XV, BI. l', 1581. ") Annalen, Bd. XV, BI. 33'. Das Stiick feh lt bei Loserth , Akten etc. 66 ) Dem Schre iben la g auch eine Abschr ift des Bescheides der Stände Jes Laudes unter uer Enns vom 13. J°änner 1581 bei. ,vien sah die Sachen schon ge- lindert und hoffte auf noch linderen Ausgaug. Es erkliirte di e steiermärkischen Stände fiir befugt, doch soll ten sie auch Kärnten und Krain beigezogen haben. Daher lautete der Vorsch lag auf Einberufuug eines Landtages flir ganz Inner- österre ich . Eine Interzession Jer unterennsischen Stände bei Erzherzog Ernst ,rnrde för den näch,ten La.mltag in Aussicl1t gestell t. Ann:ilen, Bd. XV, Bl. 48. 67 ) Aunalen , 13d. XV, BI. l' . nB) Annalen, Bd. XVI, l~J. J,J2.

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