Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

168 lutheri schen Stände vor dem Los bewahren, sich in der eigenen Schlinge zu. fangen und ihre Privilegien zu verlieren. Der g·ewaltige Kampf zwischen Karl und seinen Landständen be- gann auf dem Landtag vom 20. November 1580. Anlaß waren di e auch für die derbe Zeit von damals aufreizenden Predigten des Grazer Lancl- hausprädikanten J eremias Homberger 58 ) am Tage nach der Fronleich- namsp roz ession und am folgenden Sonntage 5 " ) gegen die Corpus-Chri sti- Prozession. Diese Lästerungen gegen das hl. Altarssakrament 00 ) , freche Bemerkungen gegen den Landesfürsten und seinen Hof 01 ) und zahl- reiche Beschwerden bewog·en Karl zu einem festen Zugriff. Seine Reso- lution vom 10. Dezember 1580° 1 ) geißelte scharf die zunehmende Hem- mung·slosigkeit seit der Brucker Pazifikation. Man behandle ihn wi e einen g·emalten papierenen Landesfürsten. Die Prädikanten hätten nicht nm unseren Erlöser im hochwürdigen Sakramente des Altares sch reck.li eh gelästert und als den leibhaftigen Teufel gescholten° 0 ), son- dern den Papst, Kaiser, ihn , seinen Bruder und seine Vettern mit ihren Religionsverwandten in Graz als Abgötter, Mamelucken, verleugnete abtrünnige Christen, als die ärgsten losesten Menschen, di e der Erd- boden trage, öffentlich ausg·eschri en. Er sei vor der Duldtmg· der Religionsweiterungen und vor den von ihrer Seite zu erwartenden Prak- tiken ohnehin g·ewarnt worden 1111d s e i dar ü b e r 11 ms o m e h r e r s c h r o c k e n, ;t l s m a n s i c h a u c h a u f d i e N a c h b a r n n i c h t v e r l a s s e n k ö n n t e, d i e u n I ä n g s t, w e n n e s u n s e r H e r r g o t t v c r h ä n g t h ä t t e, c1 a s g a n z e 1ö b I i c h e H a u s ö s t e r r e i c h g e r n e i n e i n e m L ö f f e l e r t r ä n k t h ä t t e n. Karl verlangte im Interesse der Ordnung die ausschließliche Übung der katholischen Religion in allen Städten, Märkten, Herrschaften, Dör- forn und Flecken , erlaubte aber den Ständen einen oder zwei Prädi- kanten für den Adel in Graz und di e Religionsübung der AC für sie, ihre Frauen, Kinder und das Gesinde auf ihren Schlössern. Schließlieh forderte er die Rückgabe der auf dem Wege der Vogtei entzogenen Güter. Die Antwort der Stände 03 ) umschmeichelte Karl als hoch- berühmten Fürsten, der die Untertanen trotz der seit einiger Zeit ein- gefallenen Irrungen mit recht t eutschem Gemüte regiere. Nach wider- wärtigen fremden Orden, Nationen und Personen hätte es läng·st „ver- ' 8 ) l\Iayer M., Jeremias Homberger. Ein Beitrng wr Geschi chte Osteneichs im 16. Jahrhundert, Aö°', Bd. LXXIV (1889), S. 203 ff . .,) Es lrn11del te s ich um zwei Predigten (am a. und am 5. J u11i ), nicht um die am 5. Juni a lle in (so Losertb, Heforma t iou untl Gegenreformation, S. H2H). Vel'gl. Schuster L., JII. Breuer, S . 162. • 0 ) Lose rth sp ri cht 1.war tlen ste iermtirki sch en Protesta11ten ,Jie g liickliehe Hand in der Wahl ihrer Pastoren und Lehrer ab , su cht aber Hornberger mit dem Hinweis a uf tl essen sa tzungsgemäße Verpflichtungen 1. u entlas t en. Ei n B li ck in diese au gesprochenen Hetzpredigten l ehrt, daß es s ich keineswegs um eine „Ver- wahruug gegen da s F1·011 leicbnamsfest" (Heformatio11 u11d Gegenreformatio11, S . 321) lrnndelte, auch wenn man deu Grobia ni ~mus und die Verwilderung der ze i tge- nöss ischen Po lem ik i II Uechuu ng zieht. ") Anna l en, Bd. XV, BJ. W '. °') Schuster , S. lfi2 r. 03 ) Annalen. ßtl. XV, ßl. 19- 29. Die Aktenstiicke s intl ni cht iu cltrono lo- giscl1 cr Reih enfolge e ingetragen.

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