Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

166 abweisen dürfe, aus dem Begriff Mitarbeiter unseres Herrn und Gottes ab. Hätten sich Luther, Melanchthon und Brenz in Winkel und be- stimmte Örter sperren lassen, müßten sie noch heute unter dem Joche des römischen Antichrists sein. Exkludenten und Reversschreiber könnten den Artikel „Gemeinschaft der Heiligen" nicht sprechen. Man würde durch den Ausschluß der Zugeher Tausende vor den Kopf stoßen, sodaß sie wieder zum Papsttum abfielen und die größten Ver- folger des hl. EYang·eliums wfu'den. Wohin sollte sich ferner ein Jude oder Heide im Falle seiner Bekehrung· wenden? Das Beispiel ihrer Widerwärtigen, besonders der J esuiten, die bei ihrer Aufnahme in den Orden schwören müßten, überall hinzugehen und das antichristliche Reich zu erweitern, müsse die christlichen Prediger, die keine „herge- laufenen Halunkenpredig·er" seien, zum Eifer für das Reich Christi an- spornen. Die Worte der Assekuration erpreßten keine Exklusion, wenn aber doch, warum habe man den Zugang Fremder nicht längst ver- bot.en ? Mit der Begründung, keiner könne einem andern etwas be- fehlen, was an sich Sünde sei, lehnten sie Revers und Exklusion ein- stimmig ab und wiesen eine Reihe von Bedenken zurück. Die Gegner hätten es auf die Austil gung des Ministeriums in den österreichischen Ländern, nicht auf dessen Erhaltung abgesehen und wollten diese all- mählich durchsetzen. Zwar wäre nicht di e Predigt, sondern nur die Sakramentenspendung an die Zugeher verboten, aber auch das Predigt- verbot werde kommen. Der größte Teil der Kommenden seien noch schwache Christen. In der Frage Amtkündigung und Freipredigt rieten sie von der Kündigung ab, doch sollten die Herren einen Freiprediger schützen" 3 ) . Mit Bitterkeit bemerkten sie, die Herren wollten sich an- scheinend exemt machen und die ganze Last den Predigern aufbürden. Wo bliebe die Liebe, wenn sie ihre Prediger mutwillig· auf die Fleisch- bank opferten? Luther sei zwar auf eigene Gefahr aus seinem Pat- mos nach Wittenberg gekommen , aber die Predig·er hätten nicht alle den Geist Luthers, auch habe Kurfürst Friedrich ihn nicht verlassen. Die Schrift hatten M. Johannes Caementarius, M. Joachim Müller, M. Nikolaus Haselmayr, M. Josephus Coelinus, l\1Jchael Titulus und M. Johannes Bruder gefertigt. Ein S o n d c r g u t a c h t e n legte M. Nikolaus Haselmayr, Pfarrer von Eferding, Yor, und zwar über Aufforderung· der Stände nud Rü- digers von Starhemberg. Eferding war das Zentnun des Flacianismus im Lande ob der Enns und die fl acianischen Prediger hatten soeben das Städtchen verlassen müssen. Die Schrift 64 ) bezeichnet ausgehend von Lk. 11 (der ausgetriebene Teufel) die Streitfrage als Bei- spiel , wie der ausg·e jagte papistische Teufel mit sieben ärgeren Teufeln wieder sein altes Nest aufsuche, doch mit einem so ver- schlagenen, aus seinen Tausendkünsten hervorgezogenen und lang zum :.:;) D ie 'f ii biugcr 'l 1 beol ogen Ue antworteteu 1579 di e Frage, ob e in l...a11dmnr1 11 se i11 en Pfarrer wider des L andesf ürsten Wi ll en untl ßefcl.t l auf halten uud sch ützen solle , mi t Ne i11. Chri sti Re ic lt werd e ni cht mit eiern Schwe r te er ha lten 1111d .ieder - manu se i der Ob ri gkeit. di e Gewult iiher ihn h a b e, unte rwor fen. ?ll au ver- sr-1.tleebte re dadu rc h 11ur di o L::ige. ' ·') Vom 8. Mürz 1589 i n den Annrtl en, Hd. XVUI, HI. 659.

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