Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

156 Der 15. Juli war mit einein Nach spie 1 gegen die Städte ausgefüllt. Vizekanzler Vieheuser rief ihre Vertreter ins Schloß und gab ihnen einen Verweis, daß sie sich wider Maximilians II. Gebot an andere Leute hingen. Die schriftliche Antwort der Getadelten rückte ihre Mithilfe bei der Übernahme kaiserlicher Schulden, den Vertrag von 1558 zwischen den Städten und den Ständen 10 ) und den Unterschied von den Städten Österreichs unter der Enns hervor, die mit den Märk- ten verbunden seien und zum Kammergut gehörten; Der Überreichung dieser Schrift ging eine erregte Auseinandersetzung voraus. Dr. Vie- heuser zog schärfere Saiten auf und äußerte sich, der Kaiser werde sie beobachten und die Urheber des Ungehorsams bestrafen lassen 20 ). Als sich die vier Städtevertreter bei den Geheimräten Trautson und Har- rach über diese Behandlung beschwerten, erwirkten ihnen die Räte eine Audienz zur Überreichung der Gegenschrift . Der kaiserliche Bescheid mahnte sie, sich an den Kaiser und nicht an andere Leute zu halten. Sie könnten in gemeinen Landtagssachen bei den übrigen Ständen blei- ben, im Privathandel der Religion gehörten sie zu ihm. Die Kunde von diesem kühnen Auftreten der Städte durchlief wie ein Lauffeuer die Erbländer und verbreitete sich rasch in Deutschland. Mit einem Schlage waren die Linzer Ereignisse vom 2. bis zum 15. Juli, das Land ob der Enns und seine Landstände, in den Vordergrund der politischen Bühne getreten 21 ) . Dieser erste Zusammenstoß zwischen Rudolf und den obder- ennsischen Ständen machte das Land ob der Enns zum Führer der Ständeopposition in g·anz Österreich und lenkte die Landespolitik in Bahnen, die Land und Volk später in schweres Unglück stürzten. Die letzten Tage seines Linzer Aufenthaltes benützte der Kaiser zur Eröffnung des Erb h u 1d i g· u n g· s - Landtages. Am 16. Juli wurde den Ständen im Schloß die P roposition vorgelesen und Leon- hard von Harrach zum Landeshauptmann ernannt. Nach der Abreise des Kaisers nach Prag am 18. Juli oblag den Kommissären Erhard Abt von Kremsmünster, Leonhard von Harrach, Helfrich von Megg·au, Hans von Sinzendorf und Kosmas Gienger die heikle Aufgabe, bei den über- aus gereizten Ständen nach dem alten Grundsatz, Landtage sind Geld- tag·e, die kaiserlichen Geldforderungen durchzubringen. Die erste Ant- wort der Stände rollte sofort wieder die Religionsfrage auf" 2 ). Eine „Veränderung in der Religion" würde dem Kaiser in der Mithilfe der Reichsstände der A C für den ungarischen Grenzschutz schaden und den Unfrieden im Laude erregen, wo bisher Anhänger der A C und der römischen Kirche fri edlich nebeneinander lebten. Fremde vermö- U) Linz, Geheimes Archiv, Nr. 57. Nach dem Teilungsschlüssel dieses Jahres hatten die Städte ein Fünftel der H ilfsgelder zu l eisten. eo) Oberleitner, S. 36 f. 21 ) Das Beste hat bisher Stiilz J., Wilhering, S. 184, mitgeteilt. Raupach, Bd. I, S . 161, weiß nur nach Chyträus von einer sehr merkwürdigen Probe der Standhaftigkeit der lutherischen Stände in Oberösterreich nach der Aufhebung des Gottesdienstes der A C in Wien im Jahre 1578. Prevenhuber springt von 1578 sofort auf 1583 über, Oberleitner br ingt einige Bruchstücke. Bei Pritz F., Ge- schichte des Landes ob der Enns, Bd. II, S. 278, tritt die Bedeutung der Vor- gänge nicht hervor. 21 ) Annalen, Bd. XIV, Bl. 274' .

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