Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

154 um 7 Uhr früh . Der Rest des Tages und der 13. Juli waren mit er- bitterten Verhandlungskämpfen ausgefüllt. Von Seite des Kaisers wa- ren Obersthofmeister Adam von Dietrichstein, die Freiherren Hans Trautson und Rudolf Khain sowie Sekretär Johann Weber erschienen. Die Stände entsandten: aus den Herren Hans Friedrich Hofmann, Helm- hart Jörger und H. Christoph Zelking, aus den Rittern Sebald Hayden, Achaz Hohenfelder und Hans von Stein, für die Städte den Stadtrichter von Steyr, Wolf Urkauf, und die Bürgermeister von Linz und Frei- stadt, Georg Huetter und Eustach Ättl. Vergeblich forderten die Aus- schüsse eine nochmalige sofortige Audienz. Sie drohten bei Nichtauf- nahme der Religionsfreiheit mit einem Fußfall während der Erbhuldi- gung·, spielten auf eine Interzession der Geheimen Räte an und wollten vor der Erbhuldigung eine Audienz von 15 Vertretern in der Kammer durchsetzen. Es wurde ihnen die völlige Aussichtslosigkeit entgegen- gesetz t, der Kaiser wolle nur die Erbhuldigung. Das Ergebnis war eine Protestnote, welche noch am 13. Juli der Hofkanzlei überreicht wurde. Sie ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Die Stände erklär- ten sich zwar zur Erbhuldigung bereit, sprachen aber den festen Willen aus, bei der AC zu bleiben und durch die Huldigung ihr Gewissen nicht binden zu lassen. Während dieser aufregenden Vorgänge kam es zwischen den ade- ligen Ständen und den S t ä d t e v e r t r e t e r n zu einer schweren inneren Auseinandersetzung. In fast ultimativer Form beschworen die Städte den Adel, sie in der Religionsfrage nicht im Stiche zu lassen 10 ) . Im J ahre 1568 hätten gewiß nur die zwei Stände der Herren und Ritter die Religionsfreiheit erhalten, nach ihrer Meinung wegen der Abson- derung der unterennsischen Städte und Wiens , denen sie mit Unrecht gleichgestellt würden. In Wien sei zur Zeit der kaiserlichen Resolution wie auch jetzt noch die papistische Lehre offen geübt worden, daher kämen Wien und andere noch so vornehme Städte, in denen Gottes Wort nicht rein und lauter gepredigt werde, für sie nicht in Betracht. Sie hätt en lange die A C geübt, unter Maximilian offen. Der Kaiser mußte das wissen, trotzdem sei es ihnen nicht abgestellt worden, ja sie seien zum Beispiel bei den Beratungen über die Kirchenordnung bei ihnen gewesen. Hinweise auf den häufigen Aufenthalt des Adels und seiner Familien in den Städten, auf die Gefährdung ihres Kirchen- und Schulwesens in Linz, auf die Sorge des steirischen Adels um die Bürgerschaft im Brucker Libell 11 ) und auf den unterennsischen Adel, der weg·en des Ausschlusses der Bürg·erschaft die Ausübung des Reli- gionsexerzitiums in einetn Wiener Hause nicht annehmen wollte, such- ten die adeligen Stände für die Städte zu begeistern. Die Antwort des Adels auf die von 22 Städtevertretern gefertigte Petition sprach von bestmöglicher Hilfe, ließ aber die Ungesetzlichkeit des bisherigen Zu- standes und die Aussichtslosigkeit eines Schrittes deutlich durch- scheinen. 10 ) Anna len . Bd. XIV, BI. 237. 17 ) L oserth, a . a. 0., S . 247 ff . und 275 ff.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2