Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

152 dere mußten bereinigt werden. Die K i r c h e n o r d n u n g vom 5. Sep- t ember 1578 10 ) verrät nach Form und Inhalt die sorgfältig bosselnde Hand erfahrener Politiker. Ihr Grundcharakter war ein klug durch- dachtes Provisorium, das nach der katholischen Seite hin fli eßende Linien wahrte, die Sekten schärfstens abwies, Zerrüttung verhindern und weitere Möglichkeiten pflegen wollte. Wichtig war die Bestimmung, daß die Prädikanten im Landhaus nicht nur Herren und Landleute sondern auch Bürger kommunizieren, taufen, Ehen einsegnen und auf jE:dermanns Begehren Leichenpredigten und Begräbnisse halten sollten. Mit dem Linzer Dechant und Stadtpfarrer Martin Purgleitner schloß die Landschaft am 3. Mai 1577 einen Vergleich 11 ) . Der Mann wollte offen- bar in Frieden leben und opferte nach Zusicherung der Leichengefälle die Grundsätze der Kirche, der er zu dienen vorgab. Die Kirchenord- nung konnte die von Maximilian II. verlangte Agende nicht ersetzen, sondern war und blieb Parteibeschluß. Doch kommt ihr für die innere Ordnung des Protestantismus im Laude nicht geringe Bedeutung zu, ja sie darf als das Seitenstück zu dem prächtigen Landhausbau gelten. Was dieser nach außen vorstellte, bildete die Kirchenordnung für den inneren Ausbau der AC. Zunächst war sie freilich als Verhandlungs- instrument für die bevorstehende Erbhuldigung gedacht und wurde sorgfältig geheimgehalten. Nach wiederholter Verzögerung war Kaiser Rudolf am 30. Juni 1578 vor Enns feierlich empfangen worden 12 ) und am 1. Juli in Linz eingeritten, wo er im Schloß Wohnung nahm. Bereits am 3. Juli nahm ein Ausschuß die Verhandlungen über die Erb h u 1d i g u n g auf . Der Kaiser legte den Ständen zuerst die Regelung· der Thronfolg·e vor, diese erbaten die übliche Privileg·ienbeurkundung, doch mit einer besonderen Konfirmation der A C und Einsicht in den Schein der „brüderlichen Vergleichung". Verschiedene Umstände deuten darauf hin, daß der Adel über die schon damals bes tehende Spannung zwischen Rudolf und Matthias genau unterrichtet war 13 ) . So unverzüglich den Ständen die Urkunde über den Vergleich im Erzhaus vorgewiesen wurde, so wenig wich der Kaiser auch nur einen Schritt in der Religionsfrage. Neuer- dings bat en die Ausschüsse um eine „eigentliche Erklärung in der Re- ligion" oder um eine schriftliche Erklärung, daß der Kaiser das Exer- zitium A C in den Städten wie auf dem Laude unter die guten Ge- wohnheiten und Gebräuche zähle 14 ) . Rudolf sicherte am 7. Juli noch- mals die Bestätig·ung ihrer Freiheiten zu, lehnte aber di e Aufnahme des Religionspunktes in die Urkunde oder in einen eigenen· Schein als Neuerung ab. Die Bildung des Erbhuldigungsausschusses billigt e der Kaiser, doch ohne die Vertreter des vierten Standes, die au ·h in Öster- reich unter der Enns fehlten. Sofort griffen die Deputierten „den lei- digen Trauerspiegel der Stände unter cler Enns" auf und erklärten, 10 ) Annalen, Bd. XIV, BI. 180 ff . A bgedruckt bei Oberle i t ner, S. 80 ff . S. 80, Anm., ist unrichtig R.aupach I s t a t t II angezogen. 11 ) Annal en , Bd . XIV, BI. l n7. Dazu BI. 235'. 12 ) P reve nhuber, S. 296. A nnal en , Bd. X IV, BI. 217. 13 ) Anna len, Bd. XIV, BI. 253 ff. 14 ) Annalen, Bd. XIV, BI. 222.

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