Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

150 oft die bestimmte Zusicherung erhalten hätten, er wolle lebend und tot bei ihnen sein. Wohl aus der Besorgnis vor einem neuen Ansturm auf den jungen Kaiser suchte Nuntius Delfino am 22. November in Linz um eine Audienz an. Der päpstliche Diplomat beglückwünschte den Herrscher zu seiner Festigkeit in Wilhering, legte ihm die Zurückwei- sung der Privilegienbestätigung in der Religionsfrage nahe und riet ihm von einer Konzession ab, die Österreich, Böhmen und Ungarn zum Präjudiz sei und anderen Häretikern zum Beispiel diene 2 ). Der Kaiser sagte sofort zu. Als ihn jedoch der Nuntius an die gegen das Ende seines Vaters so oft geäußerte Absicht erinnerte, die Predigten im Wiener und im Linzer Landhaus aufzuheben (,,di levare Je prediche dal Lanthaus cosi di Vienna ehe di Lintz"), wich Rudolf aus, verwies auf die Einwilligung seines Vaters und bezweifelte die Möglichkeit der Ein- stellung. Als der Nuntius wenigstens auf die Einhaltung der zwei Be- dingungen, Zugehörigkeit der Prediger zur AC und Beschränkung der Zuhörer auf den Adel, drang und die Untersagung der Spendung von Taufe und Ehe forderte, zeigte die ungemein vorsichtige Antwort des Kaisers 3 ), daß er sich nicht nur gegen die Landstände, sondern auch gegen den Nuntius die Freiheit seiner Entschließung wahrte. Da der Kaiser die Bürgerschaft von der Teilnahme am Trauerzug in Wil- hering ausgeschlossen hatte, worüber sich diese am nächsten Landtag beschwerte 4 ), treten uns in diesen ersten Handlungen alle wesentlichen Elemente der Politik Rudolfs entgegen, die katholische Leitlinie, die Fortsetzung der Politik seines Vaters, eine zögernde, hinhaltende Art bei neuen Entschließung·en, Selbständigkeit als Kaiser und Landesfürst auch gegenüber der Kurie und Zurückdrängung des Einflusses der Städte, deren Vertreter der Kaiser entsprechend älteren Anschauungen dem Klerus und Adel für unebenbürtig hielt. Die draufgängerische Methode der adeligen Stände in Wilhering war kein Zufall, Rudolf mußte es bald erfahren, daß das Land ob der Enns die „eigentliche Trutzfeste des Protestantismus" 5 ) in den Erblanden war. Auch der Bischof von Passau hatte den Umschwung der Lage wahrgenommen und suchte anläßlich des Regierungswechsels einen Vertrauensmann im Linzer Landhaus einzuführen. Auf dem Märzland- tag des Jahres 1577 erschien plötzlich Veit Tätenpeck zu Kirchberg und Hausbach, bischöflich passauischer Pfleger zu Marsbach, Tannberg und Velden, in der Landtagss tube und stellte sich als Vertreter des Bischofs vor. Dieser sei mit so großem Landgut inkorporiert, daß ihm niemand die persönliche Anwesenheit auf den Landtagen verübeln 2 ) ,,Co! quale fussero per assicurars i, et farsi scudo in dimandare a l tre cose impertinenti: II ehe di nuovo mi fu molto prontamente promesso da Sua Maesta, et spero non mancara della parola sua." Aus dem Bericht vom 23. No- vember 1576. Theiner, Bd. II, S. 532. ') ,,A Je quali cose non h avendo ehe rispondere mi disse ehe vi pensarebbe, et ehe non desidera manco di me, di providere a questi disordini, et Ja Seren is- sima Imperatrice non mancara d' aj utare quanto potria, ma in questi principii bisogna Procedere molto destramente." Aus dem gleichen Bericht vom 23. No- vember, Theiner, Bd. II, S. 533. 4 ) Oberleitner, S. 33. •) Loesche G., Geschichte des Protestantismus in österreich 3 , S. 5U.

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