Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

146 Hinsicht durchaus eigene Wege ging. Besonderes Aufsehen erregte die wiederholte Berufung eines ungenannten lutherischen Predigers aus Linz nach Wien zur Spendung des Abendmahls an den Kaiser in den Jahren 1571-1574 121 ). Als dieser Vertraute Maximilians im Jahre 1574 starb, ersetzte ihn der Kaiser durch einen strengen Lutheraner. Daß eine solche Haltung gerade die Stände des Landes ob der Enns in ihrer Religionspolitik bestärken mußte, liegt auf der Hand; Erst mit Ru- dolf II. begann am Kaiserhof die Wandlung. Ausschlaggebend für die Zukunft blieb der Machtfaktor, unter dessen Schutz das Luthertum im Lande ob der Enns eingeführt und großgeworden war: die Landstände und ihre Religionspolitik. Sie stellten sich im Glauben an die Sieg- haftigkeit ihrer Sache bewußt teilweise außerhalb ihres Religionsprivi- legs und erhofften sich von der durch Bindungen nicht beschwerten Tat den vollen Sieg. In diesem Zuviel lag der Anfang des späteren Unter- ganges des österreichischen Protestantismus. Die Landstände vergaßen den g.erade für die Politik so wichtigen Grundsatz : Allzustraff gespannt, zerbricht der Bogen. "') Dem Gesandten am Madrider Hofe Adam von Dietrichstein erklärte der Kaiser 1573, sein Beichtvater sei allerdings verheiratet, doch in allen anderen Punkten katholisch und ein Mann von tadellosem Lebenswandel. Bibi V., Ma- ximilian II., S. 375.

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