Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

140 haber erhobenen Beschwerden an die letzteren. über die Schwierigkeit der Durchführung· dieser Beschlüsse gab sich Bischof Urban keiner Täu- schung hin. Eine Denkschrift 111 ), die er Ning·uarda 1577 nach Rom mit- gab, betonte die Hemmungen des Bischofs durch die weltlichen Macht- haber, besonders im österreichischen Bistumsanteil. Die weltlichen Be- amten nähmen häretische Prediger auf. In Hofkirchen und in Wels hätten Haufen von 300 Mann die Prädikanten mit Waffen gegen die kaiserlichen und bischöflichen Mandate geschützt. Die Patrone führten Geistliche ihrer Wahl ein und hielten sie um jeden Preis g·egen den Bischof, kirchliche Pfründen würden von Geistlichen und von Laien für eigennützige Zwecke verwendet. Die Strafg·ewalt des Bischofs über Priester sei erloschen. Ehelose Priester würden fast nirgends zum Amte zugelassen und würden von den Laien geschützt. Eingriffe in die kirchliche Vermögensverwaltung und im Eherecht seien an der Tages- ordnung·, ja sogar der Gottesdienst und die Glaubensbekenntnisse würden von Prädikanten und Landständen umgestaltet. Die Messe werde nur mehr selten gefeiert, die Konsekration geschehe außerhalb der Messe, die Beichte sei auf ein allg·emeines Sündenbekenntnis zu- sammengeschrumpft. Das Aktenstück enthielt also eine Zusammen- stellung der schweren übel, unter denen die Kirche damals litt und deren Heilung die Passauer Synode anstrebte. Am 17. März 1576 hatte der Passauer Bischof die Synodalbeschlüsse samt dem Abschied des Salzburger Provinzialkonzils über das Kon- kubinat mit den Gravamina der Bischöfe an den Kaiser übersandt 112 ), am 1. April reichten die P r ä 1 a t e n d e s L an d e s o b d e r Enns eine Abschrift der Salzburger Synode mit einem B eg 1 e i t- s c h r e i b e n bei Maximilian II. ein, das einen Markstein in der Re- formationsgeschichte des Landes darstellt . Es bezeichnete die Ab- schaffung der Priesterehe und des Laienkelches als unmöglich, ver- weigerte die Seminarhilfe und suchte die Nichtdurchführung der Pas- sauer Synodalbeschli.!sse mit dem Hinweis auf Unruhen zu rechtfertigen. Die Anrufung des Kaisers g·egen den Bischof und die Bistumssynode, welche die Trienter Reformdekrete durchführen wollte, lehrt, wie weit staatskirchliche Gedanken unter dem Einfluß des Fürstenabsolutismus und der allgemeinen Zeitlage die Auffassung· der Prälaten verkehrt hatten. Ein Protest gegen die Salzburg·er Synode, die nur mit Konsens Ferdinands von Tirol und Albrechts von Baiern, nicht aber mit Zu- stimmung ihres Landesherrn abgehalten worden sei, leitete das Schrei- ben ein. Die Propositionen, zu deren Ausführung di e Passauer Synode berufen wurde, seien ihnen unbekannt gewesen, und sie könnten sich hauptsächlich der Priester wegen auf dieselben nicht einlassen. Das Trienter Konzil, die Salzburger Beschlüsse und die Passauer Synode hätten auf das schärfste die Abschaffung des K o n k u b .i n a t e s be- fohlen. In Österreich ob und unter der Enns seien fast alle Lai- priester verheiratet, hätten Kinder, und hätten sich im Lande be- freundet. Das sei seit vielen Jahren den Pfarrern zur Verhütung des 111) Pastor, Bd. IXB-10, S. 484 f . 112) Hopfen, S. 409.

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