Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

137 ungeklärt und für die katholische Sache durchaus ungünstig. Die Lag·e in Enns war übrigens nur ein Spiegelbild der geistig·en Verfassung der übrig·en Städte. Die Entwicklung der religiösen Zustände mußte den Kaiser als Landesfürsten und den Bischof in gleicher Weise mit schwerer Sorge erfüllen. Im Bemühen, dem weiteren Verfall der katholischen Religion Einhalt zu tun, richtete Maximilian überaus scharfe Angriffe gegen den Prälatenstand des Landes ob der Enns, während der Passauer Ordinarius in der Religionskonzession den Kern des Übels erblickte. Angesichts der immer größer werdenden Anzahl leerstehender Pfarren, besonders Klosterpfarren, warf Maximilian den Prälaten schwere Pfli chtvernachlässigung· in der Seelsorge vor 08 ) . Sie hätten die Pflicht, erledigte Pfarren sofort mit taug·lichen katholischen Personen zu er- setzen und sie nicht in sektische Hände fallen zu lassen, und sollten vorsorgen, daß kein Mangel an katholischen Priestern herrsche. Ohne Zweifel mutete dieser Auftrag den Prälaten Unmögliches zu , denn woher sollten sie sofort geeignete Kleriker nehmen , doch wies er nach der Richtung·, in der auch das Trienter Konzil das Heil erblickte, auf die Heranbildung eines tüchtigen Klerus. Berechtigt war der Vorwurf insoweit, als der Prälatenstand seiner Aufgabe, tatkräftig·er Vertreter der katholischen Religion zu sein, weder in kirchlicher noch in politi- scher Hinsicht nachkam. Nur in einigen Klöstern, so in Spital a. P. mit Johann Jakob Gienger 1570, in Kremsmünster mit Erhard Voit 1572 und in Garsten mit Johann I. Spindler von Hofegg 1574, setzte der sittliche und wirtschaftliche Wiederanstieg ein, andere Vorstände ver- hielten sich abwartend und ein Teil der Klöster glitt noch weiter hinab, bis sie ihren Tiefpunkt erreichten. Es stellte sich heraus, daß manche Prälaten aus der kaiserlichen Religionspolitik Schlüsse zogen, die Ma- ximilian höchst unerwünscht waren. Die Hauptsorge des Bischofs bildete nach wie vor die Re 1 i- g i o n s k o n z e s s i o n und der ganze U m k r e i s i h r e r F o 1 g· e n. In zwei Audienzen versuchte Urban von Treubach den Kaiser zur Unterdrückung· der lutherischen Agende und der ständischen Druckerei zu bewegen 90 ), doch umsonst. Wohl äußerte sich der Kaiser, daß es d e n L ä n d 1 i n g e r n n i c h t u m d i e R e 1 i g i o n, s o n d e r n t e i l s u m die B es s e r u n g i h r e r G üt e r, teils um die Re- g i er ung zu tun wäre, aber er beharrte auf dem Standpunkt, daß den Ordinarien in der geistlichen Jurisdiktion und in den Ein- künften nichts entzogen wurde und daß die Konzession den Länd- lingern bei weitem nicht soviel bewilligte, als der Bischof vorbrachte. Auch die weiteren Vorstellungen des Bischofs in der Agendenfrage erzielten keinen Erfolg-1° 0 ) . Immerhin hat Bischof Urban die ganze Tragweite des Adelsprivilegs erkannt und als Ordinarius des Diözesan- anteiles, der von der Konzession und Assekuration am meisten ge- 98 ) Das Aktenstlick vom 14. November 1571 fand sich in den Annalen, Bel. XXI, BI. 832 . Ein ähnliches Dekret Maximilians an eine Reihe von .Äbten und Prioren vom 19. November 1571 bei Hopfen, S. 357. 99 ) Hopfen, S. 357 f. 100) Hopfen, S. 360.

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