Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

127 noch Gelegenheit, gegen die Prälaten oder die geistlichen und welt- li r.hcn Personen mit Schärfe vorzugehen. In dieser entscheidenden Stunde faßte Maximilian den Entschluß, mit starker Hand einzugreifen und die Reformation von oben zu be- ginnen. Sein leitender Gesichtspunkt war die Erhaltung des Prälaten- stand es und die wirtschaftli che Rettung der Klöster. Ein diesbezüg- licher Entwurf des Kaisers wnrde einer Reformations k o m- m i ss i o n zur Überprüfung und Begutachtung vorgelegt 61 ). Ihre Vor- :chläge gipfelten in der Abschaffung der beweibten Prälaten, in der Ersetzung all er erledigten P rälature n mit tauglichen einheimischen und, wenn nötig, mit ausländischen Ordenspersonen und in einer Reihe von Übergangsmaßnahmen , die sich auf den Gottesdienst während der Zwischenzeit, auf die Anlage einer Liste der taugli chen und untaug- lichen Per ·onen, auf die Erhaltung der Schulen und auf die weltliche Administra,tion bezogen. Am 22. Dezember 1567 waren sämtliche Prä- 1:J,ten Österreichs nach Wi en erfordert, wo sie von Maximilian empfangen wurden. Zunächst verlas Vizekanzler Zasius in Gegenwart des Kaisers die G e n e r a 1o r d n u n g f ü r d i e S t i f t e u n d K 1ö s t e r6 2 ), dann hielt Maximilian eine scharfe Ansprache und erklärte den Prä- laten, daß er in Zukunft beweibte Vorsteher und Konventualen nicht mehr dulden werde. Im Namen der Anwesenden sprach der Abt von i\lelk den Dank für die neue Ordnung aus, bekannte die teilweise Schuld des Prälatenstandes und versprach die mög·Jichste Befolg·ung der Neu- ordnu ng, worauf die Prälaten der kaiserli chen Huld versichert und in Gnaden entlassen wurden. Die „Reformation auf alle Klöster des Landes Österreich ob und unter der Enns" vom 22. Dezember 1567°") war am 23. Dezember desselben Jahres für die Landeshauptleute, Amts- leute, Bürger und Gemeinden veröffentlicht worden. Jm Jahre 1568 ging jedem Kloster der Visitationsbefund , ein e Instruktion und die Reformationsordnung zu 0 ' ) . Ein spezielles Dekret schafft e die ungeeigneten Prälaten ab. Im Lande ob der Enns wurd en abgesetzt mit Dekret vom 30. Jänner " ) Dieser Kommiss ion gel.lörlen au: Joacl.lim von Schöukirc l.leu, Gebbard Weher zn Pl'iuzeudorf, Georg Gienger zu Rottenegg, Christoph Rillinger und ll rbnn Meisinger. Wiedemann, Bd. I, S. 182. ") Vergl. Stülz J., Wilhering, S . 111 ff. Die dort geäußerte Au!fassu ug, ucm Kaiser se i es in erster L ini e um die freie Dispositiou iiber das Klostergut rn tun gewesen, halte ich für ebe nso verfe!J l t, wie die Verwendung der Stiinde- intervention a ls Beleg für diese Ansicht. Es handelte s ich um Se in und Nicht- He in des Prälatenstandes und gewiß um den \Veiterbestand der Klöster, die a lle Ha.bsburger al s wirtsch aftliche Reserve des Staates betrach teten. Die Inter- ,ession der zwei lutherischen Stände wollte te il s einen Keil in die katholi sc!Je- Frout treiben, teil s ging sie nuf Recl.lnung d es stark verprotestantisierten Prfr• latenstandes . S icherli ch blieb die Hnuptfrage der Erneuerung ungelöst. Da,u l1edurfto es aber einer neuen , im Geiste des 1'ridentinums herangebildeten l'rics tergeneration und der Kl erus der Verfa llszeit mußte weggestorben sei n . e,) Eit1e Abschrif t z. B. im Musen larchiv, Bd. XXXV, Fasz. XXI, Nr. 8. ") Die Instruktion für Mondsee war z. B. vom l. Juni 1568. Original im Stiftsar chiv Mondsee, Bd. XLI, Nr. 8. Die wich t igs ten Aktenstiicke der ganzen Reformation abschriftlich im „Gedenkbuch" von 1691 des Srh lofl : u-eb ivs Seisen - 1.mrg, S. 76- 189.

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