Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

126 sondern unter Aldersbach . Der einzige Konventuale, der die Seelsorge im Markte ausübte, war ungefähr 22 Jahre alt, 7 Jahre Priester und seit 15 Jahren Professe von Eng·elszeU. Der Prälat war g·ebrechlich und konnte dem· Gottesdienste kaum mehr beiwohnen. Da der einzige Konventuale zu einem Gottesdienste im Kloster ni cht zu bewegen war, hielt sonntag·s ein Laipriester Amt oder Messe. Der Prälat war „eines ehrbaren, alten prälatischen Wandels". Der Konventuale war unge- horsam, meist in weltlicher Gesellschaft und wurde von den Kommis- sären beim Schlittenfahren angetroffen. Die größte Beschwerde waren die zahlreichen unerwarteten Kommissionen im Haus. Das Gutachten empfahl die Unterstützung des Prälaten durch die kaiserlichen Amts- leute gegen den Konventualen, der das Kelleramt und den Gottes- uienst im Kloster übernehmen möge. 1 3. S c h 1ä g l. Der Prälat war ohne Konventualen. Zwei vom Konvent abg·eschiedene Brüder saßen in Rohrbach und in Friedberg. Die Messe hielt ein Laipriester. Der Prälat war beweibt, aber berühmt als frommer, häuslicher, fleißig· er Mann, der uas Gotteshaus sonst wohl regiere. Unter dem Hofgesinde schienen zwei Kapläne auf. Die Lage an der Landstraße von Passau nach Böhmen bedingte vieles Zureiten, doch war der Aufwand be- scheiden und die Wirtscha ft in Ordnung. 1 4. B au m g a, r t e n b e r g. Das Kloster hatte keinen Abt, der Prior war nach dem Tode des Abtes ausgetreten . Im Hause waren 2 Brüder und 2 junge Professen. Seel- sorge war keine beim Kloster. Die Schüler und ein Weltpriester pflegten einig·e Horen zu sing·en, der größte Teil wurde gebetet. An Sonntagen und sonst manchesmal sangen die Priester das Salve reg'ina. Sonntags fand eine Predigt für das Hofgesinde statt. ,,Sovi el wird Gottesdienst gehalten." Die Brüder waren ohne jede Zucht und ohne Studieneifer. Das weltliche Gesinde hatte der Hofrichter in seiner Ge- walt. In der Schule befanden sich 7 Knaben. Als größten Schaden be- zeichnete das Gutachten die Administration. Der geistliche Admini- strator war ein ungeschickter junger Mann ohne Erfahrung·, der Hof- richter verschwenderisch und eig·ennützig·. 15. Wal c1 haus e n. Von den 4 Brüdern versah einer die Pfarre im Markt Waldhausen, einer St. Nikola im Struden, einer St. Thomas. Alle Tagzeiten wurden ge- halten, größtenteils gesungen. Der Prälat ist im Chor anwesend. Nach Möglichkeit wurden täglich zwei Ämter gesungen und wöchentlich das Stiftsrequiem gehalten. Der Prälat wurde besonders gelobt 1111d hi elt gute Ordnung. Unter dem Schulmeister standen 16 Schi.Her. Das Gut- achten empfahl jährliche genaue Rechnungslegung und hob die starke Verschuldung des Hauses hervor. Immerhin stand das letzte Stift der Visitation von 1566 an erster Stelle. Angesichts dieser Ergebnisse durfte Dr. Hillinger in seinem Bericht an den Kaiser ohne Übertrei- bung behaupten: ,,Wir zweifeln nicht, wenn den Klöstern nicht bald mit einer Ordnung begegnet wird und starke Handhabe und Exekution vorgenommen wird, daß mehr Schaden als Nutzen aus dieser Visi- tation erfolgen wird. Das ganze Klosterwesen ist 11um Verderben ge- stellt"60). Der Grund war klar. Die Kommissäre hatten weder Befehl ") Wiedemaua, Bd. r, Fi. 181.

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