Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

123 Als erste Frucht des gemeinsamen Vorgehens erwuchs die K l o s t e r v i s i t a t i o n d e s Ja h r e s 1 5 6 6° 8 ). Sie sollte die „gründlichere dritte Handlung" nach Gieng·ers Rat vom 26. April 1562 sein, übertraf aber die letzte Visitation nicht erheblich. Laut Instruktion hatten sich die Kommissäre um Konvent, Wandel, Hofg·esinde, Zu- reiter, Rosse, Getreide, Wein, Zehrung, gemeine Zehrung, Lehen, Ur- bare, andere Einkommen und Nutzungen, Konventsiegel, Zehentverlaß, Hofmeistereien, versetzte Güter, Baufälligkeit, entzogene Güter und um die Schulden zu erkundigen. Dem Befund war ein Gutachten an- zuschließen. Von jedem Hause waren zwei Inventare, eines für den Prälaten, das andere für die Kommissäre, anzuleg·en. Die Hauptgesichts- punkte bildeten also wieder die religiös-sittliche Verfassung und der wirtschaftliche Stand der einzelnen Klöster. Kommissäre waren Dr. Christoph Hillinger und die kaiserlichen Räte Leopold Steger und Urban Meising·er. Die Visita,tion beg·ann am letzten Februar 1566, und zwar in Österreich unter der Enns, dann folgte das Land ob der Enns. Am 22. November 1566 erstattete Dr. Hillinger den Bericht an den Kaiser. Die Ergebnisse waren erschreckend. Alle Häuser des Landes ob der Enns mit Ausnahme St. Florians zeigten eine katastrophale Entvölkerung·, Mangel an erfahrenen Konventualen, schlechte Wirt- schaft, Mondsee ausgenommen, großen Eigennutz der weltlichen Rent- leute und Hofmeister und schwere sittliche Schäden. Beweibt waren die Vorstände von Gleink, Garsten, Schlägl, Pulg·arn und Spital a. P. Keinen Prälaten und Prior hatten Wi lhering und Baumgartenberg·, ad- ministriert wurden Kremsmünster und Lambach, ganz verlassen stand Schlierbach. In St. Florian, Waldhausen, Traunkirchen, Mondsee und Engelszell brauchte man die Vorstände ,veg·en Zölibatsübertretung nicht zu beanständen, doch galt Propst Sigismund Pfaffenhofer von St. Florian als lutherfreundlich. Auffallend ist der Unterschied der Ergebnisse von 1561 und 1566. Vier Jahre sind zwar in einer solchen stürmisch bewegten Zeit eine bemerkenswerte Zeitspanne, doch liegt eine andere Erklärung näher, daß nämlich die , fisitation von 1561 allzu oberflächlich war. Besonders treten di e Unterschiede in Krems- münster, Gleink und Garsten hervor. Erst die Durchsicht der Ein z e l h e i t e n ergibt ein richtig·es Bild von der Zerrüttung des Klosterwesens. Die klll'ze übersieht folgt der Reihenfolge des Visitationsbuches. 1. St. F l o r i an . Die Visitation konnte erst nach langer Beratung des Konventes vorgenommen werden. Das Haus hatte 11 Brüder und 2 jung·e Professen 5 "). Der Zustand des Stiftes wurde für gut erklärt, dag·eg·en waren <[ie 8 Brüder auf clen Pfarren sämtlich verheiratet. Getadelt wurde clie unordentliche, ver- • 8 ) Hauptquelle das „Visitationsbuch Osterreich oh der Enus laG6 " , llaus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, Klosterratsakten, Fasz. ä87, Nr. 22. Du,u Wiecle- mann, Bel. I, S. 179 ff., Hager E., Zur Geschichte der oberösterreichis..,hen Stifte fm Zeitalter der Reformation, L:MB., Bel. LXXVIII (1920), S . 32 rf. ; Ratb G., Die oberösterre ichischen Cisterci enser-Al>te ien im Bilde der kaiserlichen Klo~ter- visitation von 1566, Cistercienser-Chronik, Bel. XLV {1933), Nr. 533 (Baumgarten- he rg), Nr. 534 (Eogelszell) , Nr. 535 (Schlierbach), Nr. 537 (Wilheriug). Die An - nnlen. Haosiz und Raupach erwähnen diese Visitation nicht . ") Die Zahl en der Konventsmitglie<.ler verstehen s ich ohne Oucre.

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