Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

119 ratung oder eine vertrauliche Korrespondenz geb iihrt. Der Auszug aus der unterennsischen Agende sei aus praktischen Gründen hergestellt uncl vor der Weiterleitung· an den Kaiser von einem ihrer Deputierten bis auf zwei bis drei Nebenpunkte für taug·lich befunden worden. Äußerliche Satzungen der Kirchenordnung seien als Adiaphora (,,mittl Ding") frei und würden die Einheit in Religionssachen wohl nicht zertrennen. Di e Annahme der unterennsischen Agende bedeute die Preisgabe der Städte. Die Mitteilung, daß der Entwurf bereits a,n den Kaiser abge- gangen sei, schnitt jede weitere Erörterung in dieser Frage schroff ab. Man erkennt aufs klarste als letzte Wurzel dieser Verworrenheit den Präzedenzstreit. Die eiserne Frage, sind wir ein eig·enes Land od er nicht, hatte diese Verknotung der Religionsfrage heraufbeschworen . Die endliche Entschließung des Kaisers" 3 ) bewegte sich in den von Gieng·er bezeichneten Bahnen und sprach dem Laude ob der Enns jede staatsrechtliche Selbständigkeit ab. Er habe gegen zwei verschiedene Kirchenordnungen in diesem Erzherzogtume Öst erreich unter und ob der Enns hohe Bedenken. Denn s i e s e i e n d o c h einem H e r r n z u- g e h ö r i g u n d eines N a m e n s, i h n e n g e s c h a h a u c h eine Bew illigun g und di e inwohn e nd e n zw e i S tänd e .· e i e n na c h B 1 u t s v e r w a n cl s c h a f t und au c h s on s t f ü r ein c o r p u s zu h a 1 t e n. Verschiedene Kirchenordnungen erweckten den Anschein, als ob sich die Stände über einen Glaubens- und Kirchen- gebrauch untereinander nicht vergleichen könnten oder als ob der Kaiser verschiedene Religionen bewilligt lüitte. Ihr Konzept sei zwar zumeist ein Auszug aus der unterennsischen Agende, doch habe man an einig·en Stellen „daraus oder dazugetan" . Maximil ians Weisung lautete schließlich auf Annahme der Agende des Landes unter der Enns. Auch die Bitte wegen Überlassung der Land haus k i r c h e stellte der Kaiser vorläufig zurück. Anfang·s November 1574 war di e Landschaftsschul e von Enns nach Linz verlegt word en 04 ) . Was lag näher , als das Landhaus, das bereits der politische uncl kulturell e Mittelpunkt war, auch zum religiösen Vorort der AC des Landes zn machen? Die Eingabe bezeichnete die Kirche nur mehr als einen Stein - haufen, in dem ein Gesellpriest er der Stadtpfarre an Freitagen eine Mittagspredigt halte, wogegen in der Stadtkirche und •im Spita l der Kirchendienst täg'lich verrichtet werde. Als Begründung· ihrer Bitte führten sie die adelige Jugend der Landschaft ·schul e und ihre Zu- sammenkünfte im Landhause an. In beiden Frag·en beschritten die lutherischen Stände schließli ch den Weg der Se lb st hilf e. Der Linzer Landtag vom 26. l\1ärz 1576""), der sich mit der Hilfe für die polnische Krönung Maximilians befaßte, nahm die Ag·endenfrage nochmals in di e Hand und erbrachte den Beweis, daß sich die Stände der Landhauskirche bereits bemäch- tigt hatten, eine jener „Exorbitanzen", zu deren stillschweigender Dul- d1mg Gienge r gerat en hatte. Der neue Landhausprädikant ·war der be- ") Dio Resolution vorn 9. !l"lür :r. 1576 in den A nnalen. Bd. XU, BI. 647 ff. ") Annalen, Bel. XIII. BI. 87. ") Annalen, Bd. XII, BI. 369 rl'., Oberleitne r , S . 29 l:r.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2