Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

118 in Städten und Märkten abzustellen 40 ). Die Linzer Zustände hatten es dem Kaiser besonders angetan. Heftig tadelte er in einem Schreiben an den Landeshauptmann und Vizedom die Linzer Ratsherren, die, zu- meist protestantisch, die Pfarrkirche nicht besuchten, die alten Kir- cheng·ebräuche abstellten, dem Pfarrer Änderungen in der Spendung der Sakramente und in den Gebräuchen zumuteten und zum Fronleich- namsumgang niemanden ansagen lassen wollten. Maximilian ordnete für künftig· die Anstellung· der Kirchendiener im Beisein des Pfarrer, nicht des Rates allein, an 60 ) . Das Bild, das sich der Kaiser von der Relig'ionskonzession gemacllt hatte, ein vorwiegend katholisches Land, durchsetzt von zahlreichen protestantischen Enklaven der AC und in ferner Zukunft eine völlige Religionsvergleichung·, verschwand vor der Wirklichkeit wie eine Illusion. Der Landesfürst mußte Österreich als Tummelplatz der Sekten erblicken und hatte allen Grund, den Unter- gang des letzten katholischen Besitzrestes zu befürchten. Diese Erfah- rung beeinflußte Maximilian auch in der Erledigung· der Agendenfrage . Zunächst waren die Landstände von Österreich ob 1md unter der Enns untereinander in hitzigen Streit geraten, denn der Kaiser hatte die völlige Angleichung des Landes ob der Enns an das Nachbarland in der Religionsfrag·e befohlen. Der Standpunkt der unterennsischen Landschaft war folgender" 1 ). Zu den .Agendenberatungen konnten Ver- treter des Landes ob der Enns nicht eingeladen werden, da die Ver- handlungen streng geheim waren, und da sie von der gleichen Be- willigung der königlichen Majestät für die obderennsischen Stände nichts wußten. Nach Abschluß der Aussprache hätte Andreas von Pollheim und während der Drucklegung Narziß Segger ihre Sache vor- gebracht. Da die zu einer mündlichen Aussprache angeforderten zwei Vertreter des Landes ob der Enns nicht erschienen, sei die Agende ver- öffentlicht worden. Auf die erhobenen Angriffe stellten sie eine Apo- logie in Aussicht, verneinten jede Gewissensbindung· durch clie Agende und rieten je nach der Verwendungsmöglichkeit zur Agende oder zum Handbüchlein, einem Auszug derselben. Entschieden lehnten sie die Kassation ihrer „S p e z i a 1 a s s e k ur a t i o n" und die An- forderung einer „Un i versa 1 a s s e k ur a t i o n" ab und sprachen starke Befürcht1mgen über die obderennsische Agende aus. Diese dürfte von Gelehrten fremder Länder angegriffen werden und bedeute eine gefährliche Trennung der Landstände. Diese Entschuldigung· erklärte das „ober Erzherzogtum" für unannehmbar"') und berief sich auf öftere frühere vertrauliche Korrespondenzen. Ihr Land sei seinerzeit vom Kaiser mit dem Heranzug von Deputierten zu den Agendenberatungen vertröstet worden. Trotz der Mitteilung darüber vom 17. September 1569 hätten die 1mterennsischen Stände ihnen niemals ihr Vorhaben mit der Agende mitgeteilt, und doch hätte sich entweder eine offene Be- ") Annalen, Bd. XII, B I. 526'. In diesem Bantle (BI. 513 f f .) finden s ich zahl - reiche Nachtrüge zu den .Jahren 1574- 1577 :.ms der Expedition des Salomo11 Pfefferkorn. ••) Hopfen, S. 380 . ") Das Schreiben vom Frühjahr 1575 in den Anualen. Bd. XII. UI. 538' f[. ") Antwort vom 8. April 1575, Anna len. Bd. XII , BI. 5fa

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