Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

117 z u s am m e n e i n c B e w i 11 i g u 11 g g e s c h c h e n ::; c i, e i n e u nt e rs c h i e d l i e h e Ag· e n d e hab e n k ö n n e' ";). Gienger charakterisierte di e Agende als Flickwerk, bescheid en g·estellt und als Auszug· aus der unterennsischen, hi elt aber die Bewillig·ung einer eige- nen Agende für untunlich. Sie sei wi e a lle Agenden zur Unterdrückung der katholischen Kirche abgefaßt , erwecke den Anschein einer zwie- spältigen Religion in beiden Ländern, hätte aucl1 di e Städte, Märkte und Dörfer einbezogen, außerdem würde durch sie dem Ka iser vorge- griffen und es würden ihm Vorschrifteu g·ernacht. Der Kaiser möge daher mit seinem Konsens mög'lichst zurückhalten und lieber etwaige Vergehen stillschweigend dulden als di e Agende mit der kaiserlichen Autorität decken 43 ) . Der Kaiser befolgt e diesen Rat und zog seine Antwort läng·ere Zeit hinaus. Die K o n f es s i o n s v e r ll ä 1 t n i s s e hatten sich mittlerweile so entwiekelt, daß di e Lage immer unhaltbarer wurde. Das Adelsprivileg der Religionskonzession samt der Assekuration vermochte weder die Bewegung des Luthertums in das gesetzlich vorgesehene Bett zu zwän- gen noch den Einbruch der Sektiererei zu verhindern. Die Folgen waren verheerend und wurden von protestantischer Seite in düsteren Farben geschildert. Im J ahre 1572 wurde der protes tanti sche Theologe Chem- nitius eingeladen, im Laude unter der Enns Ordnung· zu schaffen , sonst sei es um die Kirche g·eschehen . Es kämen Prediger von Wittenberg Sehwaben, Baiern, aus der Pfalz, von Württemberg·, Meißen und Schle- sien, jeder möchte Hahn im Korbe sein und fange Zänkereien an"). Im Jahre 1574 wmde eine große evangelische Synode zur Überwindung der Streitig·keiten abgelehnt wegen der viel en aufgeblasenen , eigen- sinnigen Gesellen, di e sich ni chts, was ni cht g·ai1r, na ch ihrem Kopf eingerichtet wa r, gefa llen ließen"'). Di e schwerste Krisis beschwor in Österreich der F I a c i a n i s c b c Erb s ü n d es t r e i t herauf, YOn dessen Leidenschaftli chkeit man sich heute schwer ein e ri chtige Vor- stellung macht. Der größte Lärmbläser, Josua Opitz , erfreute sich in Wien eines gewaltigen Zulaufes• 0 ), schadete aber durch seinen hem- mU11gslosen Fana tismus seinem Bekenntni s sehr schwer 47 ) . Die öster- reichischen Erbländ er waren überschwemmt ,on Flacianern und an- deren aus Deutscl1land vertriebenen Predigern, di e ein solches Chaos a nrichteten, daß selbst der protestantische Theologe Chytraeus schrieb: ,,In Austria libertas religioni s fe re nimia cst. Confluunt enim illuc im- pune omnes quacumqu e de causa ex alii s Germaniae locis dimissi" 48 ) . Der Kaiser sah sich um di e erwarteten Früchte seiner Religionspolitik gebracllt und suchte durch ein Dekret gegen di e schweifenden Prädi- kanten besonders di e eigenmä chtige Bestellung lutherischer Prediger ") Wien , JJ. Juli J:i74. Hopfen, " · n. 0., S. :178, ni ch t E rn.Je des Jahres 1574 wie l{eruer, a. 'I1eil , 8. u, angibt. 0 ) Enn egg, 17. August 1574. Hopfen, a. n . 0 . , S. 378 fi. ") Raupa ch, Bd . I, S . 134. ") naupac!J, Bel. r , S. 138. ") Raupach , ]Jd. I, S. 139 fl' . u11u 1431'.f. ") Vergl. da s sch arfe Urteil ßibl s V., 01·g:111isation, S. 217, iibe1· Opit Y.. 0 ) Jhi ef vom 18. Oktohe1· l:i74 , Bibl, Organisati011 , S. lll5.

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