Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

111 zember 1568 erschien eine Deputation des Herren- und Hitterstandes im Schl oß von Linz, trug dem Kaiser mündlich di e Bitte um Freistellung der Religion vor und überreichte ein schriftliches M: e m o r i a 1 der drei weltlichen Stände in der gleichen Sache 10 ) . Di e Denkschrift erin- nerte den Kaiser an sein früh eres Versprechen, bat um eine Resolution und um die Freistellung· der Religion der AC. Es scheint, daß gleich- zeitig ein Interzessionsschreiben des Adels für di e Städte abgeg·eben wurde, nur ist ni cht ersichtlich, ob an Maximilian persönlich oder an die Kanzlei. Es stellte den Gedanken der ständ ischen Einheit in den Vordergrund, verwies auf die alte Verwandtschaft der Städte mit dem Adel in der Religionsfrage und ließ unter Anspielung auf das später immer wieder herangezog·e11 e „niederländische Trauerspiel" di e Auf- standslust des gemeinen Mannes durchblicken . A m 7. D e z e m b c r 1 5 6 8 1 i e ß i\1 a, x i m i 1 i a n v i c r V e r t r e t e r 11 d c s H e r r e 11- u n d R i t t e r s t a n d e s" ) i m S c h 1 o ß '" o n L i n z s e i n e s c h r i f t I i c h e E n t s c h li e ß u n g zu s t e 11 e n, w e 1 c h e cl e 11 zw e i ade li ge n Ständen die frei e Religionsübung d e r A C u n t e r g c w i s s c 11 B e d i 11 g u n g c n u n d E i n- s c h r ä n k u 11 g e n z u g c s t a n d 18 ). Der Kaiser erinnerte an die jüngst e stattli che Handlung mit den Herren und Rittern des Landes unter der Enns, di e er noch ni cht ganz beendet habe, und erklärte sich dahin, daß, ,,w i e I h r c R ö m i s c h - K a i s e r 1 i c h e M a j e s t ä t es so l c h e n Fall s mit de n a nd e r e n zw e i Ständen I h r e s E r z h e r 7, o g t u m s ö s t e r r e i c h s h a. 1 t e n u n cl d a - s e I b . t a n s t e 11 e n w e r d e n, S i e e s a u c h a 1 s o d i e s e s L a n cl e s g l e i c h f ö r m i g e r w e i s c z n h a l t c n, f ü r g c h e n zn l asse n und da.runter ga r k e in e n U n tersch i e d z u ma c h e n g e c1 c n k e n" . Die endliche Erörterung· mögen sie mit Geduld erwarten, clie Sekten gegen die A C wirklich abschaffen tmcl g·ute Kirchenzucht und Zeremonien einhalten. Dagegen mögen sie sich besorglicher Unsicherheit bei der Kaiserlichen Majestät wie die Stände unter der Enns frei wissen 10 ) . Genau genommen hatte also das Land ob cler Enn s k eine eigene Religionskonzession, sondern nur di e Zus iehe- <ler Et1ns. Die Stüdte des Lan<les unter der Enns hatten aber niemal s Aule il all <lern Adelsprivi leg der Religionskonzess ion . Stül z ,J. , St. F lorian, S. 90, sagt, am 18. Dezember habe der Kaiser den Städten das Priv il eg gegeben, wird aber von Stieve F., Der oherüsterre ichische Bau ernaufstand des Jahres 1626, Bd . JP, S. 24, Anmerkung 5, scb la geud widerl egt. Richtig aher ganz kurz ha t di e kaiserli che Antwort ant di e Petition der Städ te Oberleitner, a . a. 0., S. 22. Gekannt aber nicht verwertet hat di e A k tenstücke Pritz F., Geschi chte des Lnndes ob der Enn s , ßd. IJ, S. 27/l ff. 1 ') Anna l en, Dd. XII, B I. 144. Das wertvolle Materi a l über den Dezember- l a ndtag 1568 findet s ieb n icht in Bd. X I der Annalen (L,u1dtagsakten von 1568 bis 1571). so11dorn iu Bd. XII (Landtage von 1572- 1576) al s Na chtra g zu 1568 zwi seh en dem 1. Landtag und der 3. Ver sammlung des Jahl'Cs 1573. Vergl. Kerner M.., n. a . 0., 2. Teil, S. 6 ff. 1 7 ) Es wuren Dietmar von Losenstein, Heinrich von St:ultemberg, Ferdinand JieHrich von Meggau u!ld der Gmnndner Salzamtmann Georg Neuhau ser. 18 ) Annalen, Bd. XII, Bl. 146 '. Abgedruckt bei Uaupach, Bel. II, S. 1!)2 ff. ") In den Annal en, Bel. XII, Bl. 147', steht am Rande di e irreführende Be- zeichnung „Religions Assekn1.' ::zfio11 '·.

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