Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

110 der entscheidende Augenblick für die protestantischen Stände gekom- men war, lag klar zutage. Bereits am 18. August 1568 hatte 1\faximilian den Herren und Rittern des Landes unter der Enns di e An r i c h tu n g ihrer L e hr e n und Z e r e moni e n na c h dem Wort e Gotte, d e n Sc hrift e n der 1\.post e l und d e r AC in i h r e n c h l ö s s e r n, S t ä d t e n u n d D ö r f e r n u n d i n a 11 e n K i r c h e n i h r e s Pa t r o n a t s r e c h t e s mündlich bewill igt 11 ) . Ausbedungen waren eine Agende und die Aufnahme späterer Ein igungs- beratungen. Da die Stände dem Kaiser 2,500.000 fl. , zahlbar in unbe- stimmter Zeit, bewilligt hatten, g-ing nicht nur das Gerücht, sondern sie selbst äußerten sich, sie hätten sich die Religionskonzession er- kauft1~). Diese Nachricht hatte die katholischen Mächte wi e ein Don- nerschlag aufgeschreckt. Pius V. ordnete sofort Commendono als außerordentlichen Legaten nach Wien ab, Albrecht V. YOn Baiern und Philipp II. von Spanien erhoben energische Yor ·tellungen beim Kaiser. Am 18. November versicherte Maximilian den Leg:..ten, er werde auf dem Linzer Landtag· keine Verhandhmg·en über rli e Religionsfrage zu - lassen, und wiederholte auf Commendones Frage, er brauche also n icht nach Linz zu kommen, di e bestimmte Versicherung, es werde in Linz nicht über di e Religion verhandelt werden' 3 ) . Beide Zusagen waren eine Täuschung. In Wirklichkeit hatte der Kai ser den Rostocker Theo- logen David Ohyträus zur Abfassung der Ag·ende berufen, der in1 .Jänner 1569 in Österreich unter der Enns eintraf und sich auf Schloß Kirchberg· bei Spitz verborgen hielt"). Trotzdem fern er der Kaiser vor seiner Abreise nach Linz Commendone nochmals fest versprach, daß man in Linz über die Religionsfrage nicht verhandeln werde, ging er auf dem Landtag im vollen Umfange in die Erörterung der Reli - gionsfreistellung ein und , pielte so ein „betrüger isches Doppelspi el" (Pastor). Für die lutherischen Stände des Landes ob der Enns drehte sieh die Hauptfrage um die Form der Freistellung·. Bei ihrem Kampfe um die staatsrechtliche Selbständigkeit des Landes war es für sie keine Ne- bensache, ob sie eine eigene Erklärung für ihr Land empfingen, oder ob einfach die unterennsische Religionskonzession auf sie ausg·edehnt würde. Die genauen Vorgänge dieser für di e Landesgeschichte so wich- tigen Landtagshandlungen sind meines Wissens nirgends veröffentlicht worden, wohl abe r laufen über sie zahlreiche Irrtümer um 16 ) . Am 6. De- 11 ) Raupach, Bu. J, S. 8Ci f., unt.l Bibi V., Kaiser Maximilians II. ErkUin1ug vo rn 18. August 1568 iiber di e E rteilung der Religion s-Concess ion , MJOG., 13d. XX. (1809), 8. G35 fl'. ") Bibi V., Dio Orga ni snLion des evang. Kirchenwesens iru En.herzogtum Osterreich unter der En11s, AOG., Bel. LXXXVH (1809) . S. 122 und S . 124. 13 ) Pa sto r, Bd. 8 10 - ", S. 474. ") Haupacl1, Btl, I, l::i. 88 ff. und S. 94 ff. ") So sagt llansiz, 13d. I, S. 630, irrig: .,candem veniam s uperi ores Austrii s il.Ji datum rati, s in e Cons ule usurpaverunf." Raupach, ßd . II, S. 191 ff., teilt die kaiserli clie Resolu ti on vom 7. Dezember 15G8 mit, irrt jedoch mit der Ausdehnung der Konzession aul di e Städte. Vergl. dazu Hopfen H., Kaiser l\iaximiliau II. und der Kompromißka tholizismus, S. 151 f. Der Kaiser hatte erkli\rt, mit den Städten di eses Land es (oh cler E nn s) wolle er es genau lialten wie mit Jen Stii dten uu1el'

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