Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

108 plikation eine sol che Abfuhr, daß für di e ganze Regi erungszeit des Kaisers ihr Grundgefühl das der Enttäuschung war. Es widerfuhr ihnen das Mißgeschi ck, den Thronfolger mit dem Kaiser gleichzusetzen. Maximilian hatte sich zur Entgeg·ennahme der Erbhuldigung im De- zember 1565 persönlich nach Linz begeben und wurde am 28. Dezember auf dem anschließenden Landtage um di e Fr e i s t e 11 u n g· d e r R e- 1 i g i o n angegangen'). Nach einem Hinweis auf di e wiederholt en Bitten um die Freistellung trnter F erdinand I. in Innsbruck (1532), Wien (1536), Prag (1541/42), Wi en (1556) und Linz (1562) erbat en die Stände den Genuß des Augsburg·er Religionsfriedens für di e An- hänger der A C nnd des Passauer Vertrages. Dieses Ansuchen erregt e den lebhaftesten Unwillen des Kaisers, der ihre Äußerung, in der A C „zu genesen und zu sterben", als im Deutschen Reiche unerhört und dem Religionsfrieden zuwider bezeichnet e•). Die Reichskonstitution und die Passauer Bekräftigung gebe di e Macht, zu einer der dort ge- nannten Relig·ionen zu treten, nur dem Landesfürsten, ni cht den Unter- tanen. Di e Relig-ion gebühre ausschließli ch dem Landesfürst en. Di e Berufung auf den P assauer Vertrag· sei hinfällig·, denn dieser sei drei Jahre früh er g·eschlossen worden und habe bis zur Reichskonstitution geg·olten. Eine Deutung der klaren Reichssatzungen zu ihrem Belieben stehe ihnen keineswegs zu. Maximilian schlug· jede weitere Di sputation über den Gegenstand ab, st ellte di e Fortsetzung der Relig·ionspolitik seines Vaters in Auss icht und verba t sich entschledenst „unzeitige und sonst allenthalben im HI. Reiche der ganzen teutschen Nation unge- wöhnliche, au ch nnzulässige und durch den Religionsfrieden abge- schnittene Erklärung·en und vergriffliche Handlungen" 5 ) . Di e Replik führt e einen Dol chstoß, indem sie nach der Erklärung, sie hätten nur gemeint, er möge sie bei der A C lassen, dem Kaiser vorhielt, ihr Be- kenntnis und ihre P etition YOn 1562 hätten Maximilian selbst wohl- gefallen. Beide Teil e ha tten sich verrechnet, der Kaiser erkannte di e einstigen Landstände, die Landstände erkannten den einstigen Thron- folger ni cht mehr. In seine r weiteren Religionspolitik hi elt sich indes Maximilian keineswegs auf der F erdinandeischen Linie, sondern ging erheblich über di e Maßnahmen seines Vaters hinaus , und zwar zu- g unsten des Protestantismus. Die zwei wi chtig·sten Ereignisse, welch e das Land ob der En11 s berührten, waren di e Überlassung des leer- stehenden Ennser Minoritenklosters an di e Landstände und die Aus- dehnung der dem Adel des Landes unter der Enns 1568 verli ehenen Religionskonzession an di e zwei adeligen Stände des Landes ob der Enns. Luthers Ruf a n di e weltli chen Obrigkeiten , Schulen zu gründen und di e Jugend für die neue Lehre heranzuzi ehen, war im Lande ob der ') Oberleib1er K., Die evangeli.sd1eu Stände im Land e ob der Enus u11ter 1v[a ximilian II. und Rudolph II. (1564- 1597) , S. 3 ff. , und Kern er lvL , Die ]3e - miihungen der protes tantischen Stände österrei cl1 s ob der Enns um Freigabe der Augsburger Konfession unter Maximilian II., 28. (1930/31) , 29. (1931/32) und 30 . (19R2/3H) .Jahresbericht des Pri vntgymnasiums Wilher ing, S. 2- 19, 3-17, 3- rn . ' ) Annalen , Bd. X, BI. 120. ') Anna l en, Bel . X, BI. 123.

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