Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

104 d e n"m) . Diese Drohung wurde, soweit ich sehe, nur von der obder- ennsischen Landschaft allein so unverblümt und auch nur dieses eine- mal so offen ausgesprochen 275 ). Landtagsobstruktionen und die Kon- ditionierung der Bewilligungen waren später an der Tagesordnung und wurden als wirksame Waffen anderen Ländern empfohlen 276 ). Das Jahr 1564 war von der Erb f o 1g e frage beherrscht. Vier Gesandte des Landes 277 ) hatten bei Hof die Geneigtheit des Landes aus- zusprechen, Maximilian als Erbherrn anzunehmen 278 ), und Ferdinand uncl Maximilian zu ersuchen, über die langjährigen Bitten um Freistellung der Religion und um Vergleichung des Zwiespaltes besonders 1562 und jetzt nicht ungnädig zu sein. Obwohl das Land eine Zeitlang keine Be- schwerden gegen den Ordinarius hätte wie zuvor unaufhörlich durch viele J::ihre, könnten sie mang·els einer eigentlichen Gewißheit und Ver- sicherung im Gewissen nicht beruhigt sein. Da die Einigung der spal- tigen Religion von keinem anderen Orte und von keinem Konzile er- folgen wolle, so möge er selbst in seinen niederösterreichischen Erb- landen Mittel uncl Wege des Friedens vornehmen uncl die AC frei- stellen. Diese Bitte verwertete bereits ein folgenschweres Ergebnis des am 4. Dezember 1563 geschlossenen Trienter Konzils. Die Religions- vergleichung war mißlungen, Deutschland in zwei religiöse Lager g·e- spalten, clie Einheit der christli chen Völkerfamilie, das kostbarste Erbe cles Mittelalters, begraben. Das Zugeständnis des Laienkelches, das der Bischof von Gurk am 18. Juni 1564 in St. Stephan bekanntgab, kam zu spät und hätte für sich allein auch die Einigung nicht bewirken können 279 ) . Die Antwort gab Maximilian bereits als Kaiser 280 ). Sie verbot Be- drückungen und versprach Bemühungen um Einigkeit. Nach vierzig- jährigem beispiellosen Ringen schien sich der Geisterkampf zum Stel- lungskrieg verfestigt zu haben. Weder war clem Luthertum clie volle Eroberung des Landes gelungen, noch hatte der katholische Lan- desfürst seine landesherrlichen Rechte in der Religfonsfrag·e durch- zusetzen vermocht2 8 ' ) . Wie Marksteine ragen in diesem erbitterten Ringen der Prager Generallandtag 1541/42, der Steyrer Aus ·chuß- landtag 1547, das Sa lzburger Provinzialkonzil 1549, der W'_iener Aus- schnßlandtag 1556 und der Linzer Sommerlandtag· 1562 hervor. Auf "') Versammlung vom !l. Mai 1563, Annalen. ßd. X, Bl. 2. "') Ähnli ches hatte die Ausschußtaguug der 11iederösterreichischeu Länder in Wien 1556 verlauten Jassen. Raupach, Bd. J, S . 45 ff., und Beilagen, S . rn ff. Die Annnleu bringen keine ähnliche Erklärung mehr. "') Stülz J., Wilhering, S. 135. '") Siegmuncl Propst von St. Florian, Dietmar Georg ,·o ll Losen ·te in, Ha11 s von Landau zum Haus ui1cl Stephan Fellnwald, Bürger voll Eu11s. " 8 ) Instrukti ou in den Anna l en, Bel. X, Bl. 66'. "') Die Publikation bei H.aupach, Bel. II, Beilagen, S. 125 ff. Ober eine Agende und ein Rituale ebenda. S. 127 ff. Nuntius Delfino hatte YOrgeschlagen, die päpstliche Bewilligung zuniichst nur im Laude ob und unter der Enus nntl in Baiern zu veröffeutlicheu. Pastor, Bd. \'II 10 - 1 •, S. 378. über das Vorgehen des Salzburger Erzbischofs Knöpfler A., Die Kelchbewegung in )fayern, S . ms ff. 28 •) Annalen, Bd. X, BI. 98'. 281 ) Mencik F., Das religiöse Testament Kaiser Ferdina11ds J., 'MJOG, Htl. X X (1899). S. 105 ff.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2