Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

103 Kaiser. Später äußerte er s ich mündlich, er k enne nichts Höheres und Herrlicheres als di e endliche christliche Verg·leichung und den Verstand in dieser Sache, bat um Vertrauen und erreichte dadurch, allerdings nur mit Stimmenmehrheit, die unkonditionierte Bewilligung der Land- tagsvorlagen212) . Maximilia.n war so weit geg·angen, daß er einem vier- köpfigen Ausschuß unter Führung des Michael Hohenfelder di e Zu- sag·e gab, er werde sich beim Ordinarius für den Stillstand in der Pfarrervertreibung verwenden. Der Landschaft Beschluß vom 17. Au- gust lautete daher: ,,Auf sein Erbieten möchten sie von den Conditio- nes, welche vor all em der Religion und Unerledigung halber geschehen, gänzlich fall en und ihre Bewilligung diesmal hiemit freist ellen" 273 ). Die R e 1 i g i o n s s c h r i f t war ein förmli cher Sturm auf den Kaiser, auf dessen Entschließung seit 1555 alles ankam. Sorgfältig ver- mied sie die Ausdrücke ,Luther', ,Spaltung', ,Neuerung' und bezeichnete a ls ihre Religion die von Mißbräuchen gereinigte wahre katholische Kirche. Nur schlecht ve rhüllte s ie die Intoleranz gegen Neugläubige außerhalb der AC durch di e Bitte, k eine Gewalt g·egen sie a nzuwen- den. Die Berufung auf den Passauer Vertrag und auf den Augsburger Religionsfrieden bis zu einem freien unparteiischen Konzil war ein Fehlgriff, dagegen konnten sie mit Recht auf eine ganze im lutherischen Glauben herangewachsene Genera tion verweisen. Die eigenmächtige Anstellung ihrer Geistlichen begründeten die Stände mit der Hä rte der Passauer Behörden, ihr Vorschlag lief auf ein protestantisches Kon- sistorium als Examinationsbehörde hinaus. Lebhafte Einwendungen machten sie gegen den neuen Kurs in Passau. Der jetzige Bischof und seine Behörden verführen so streng mit ihren Prädikanten, Pfarrern und Seelsorgern, wie d ie kaiserli che Majestät und der vorige Bischof niemals vorgegangen seien. Deutli ch tritt di e Sorge über die Ver- schärfung der Lage durch di e Visitation und Reformation hervor. Leh- rer , die sich an di e reine Prädikation des Wortes, a n Taufe, Sakrament unter beiden Gestalten und a n die Pries t erehe hielten, mögen geschützt werden. Die entschiedene Erkliirung, s ie könnten von der AC nicht abstehen, komme, was wolle, und der erstmalige warrr1e Hinweis a uf die Kinder des Kaisers, zeigten die Wege der künftigen Religions- politik an. Ferdinand wa r bereits gealtert, als ihr Erbherr tra t immer deutlicher Maximilian hervor, der am 27. November 1562 zum Römi- schen König gewählt wurde. So galt es, bei Lebzeiten des Kaisers den Besitzstand zu wahren und den Möglichkeiten der Zukunft di e Wege off en zu halten. Als Passau die Konkubinen einiger Pfarrer abschaffte, gab die Landschaft im fo lgenden Jahre di e eindeutige Erklärung ab, „falls d as Vorgehen Pa ssa u s nicht abgeste llt werde, müßt e n s i e, wenn k ii n f t i g von ihn en Ge h o r - s a m u n d B e w i 11 i g u n g e n b e g e h r t w ü r d e n, n o t g e- d r 11 n g e n Au s f l ü c h t e 11 n cl ·w e i g e r 11 11 g e 11 v o r w e 11- "') Der küuiglicl.tc Unterhändl er Lienbart Pichler üullerte u . a., der K ,; nig wenle soviel als mögli ch Sollizitator beim Kaiser sein, die Lundscl,aft worclo ~wei!olsobne dieser Sache halber fe l'ner keiue Beschwerde habeu . 'H) B ericht de~ Syndikus an Gmund en. Stadtarchiv Gmunden . nu. H. Nr. 5.

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