Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

101 s t ;1 t t u n g d e s L a, i e n k e 1c h e s u u d d e r P r i e s t e r e h e""'). Die Prälaten befür chteten bei Entzug des Kelches den Auslauf zu den Prädikanten oder gänzliche Enthaltung· von dem Sakrament, Bedro- hung des Lebens und die vollständige Verödung ihrer ohnedies schon fast verlassenen Klöster , bei strenger Durchführung· des Zölibats- gesetzes das Verlassen der Klöster und Pfarrcn" 08 ) . Di ese Eingabe war der erste und einzig·e selbständige Schritt der obderennsischen Prä- la,ten seit Beginn der Glaubensspaltun g· und beleuchtete die Lage noch schärfer als der Bericht der Reformationskommission. Ferdinand be- zweifelte in eineiu Bri ef vom 24. Februar 1562 an seinen vertrauten Rat Dr. Georg· Gienger, ob die Kirche von der Priesterehe dispen- sieren werde, hatte aber wegen des Kelches gute Hoffnung. Einst- weilen möge man bei den geleisteten Unterschriften bl eiben und den Ordinarius mit der Überwachung der Klöster betrauen. Gienger er- klärte sich am 26. April mit der Klosteraufsicht einverstanden, schlug jedoch eine Mitaufsicht des Landeshauptmannes unter Vorlage der unterschriebenen Reformartikel vor und riet zu einer gründlicheren dritten Handlung. Die Supplikation der Prälaten zeige, wie ernst es ihn en mit ihren Unterschriften sei. Sie wollten nur den Ka,iser „stillen" und in Zukunft wie bisher in Saus fr eileben und tun, was jeden luste. Doch riet Gienger zur Vorlage der Eingabe an das Konzil und zur Be- treibung der Reformation. Di e Verbesserung· des verfall enen Kloster- standes hi elt er für mühevoller als die Reform des Weltklerus und schlug eine Bindung durch die Profeß nur für den Klosteraufenthalt vor. Wegen der Ehe bezog er sich auf ein mit dem Gurk.er Bischof verfaßtes Gutachten, dessen Ra tschläge jedoch nur die Weltpriester, ni cht die Religiosen im Auge hätten. Giengers Grundanschauung, gründli che Reform der Klöster und Entgeg·enkommen in der Kelch- und Eh efrage, färbte deutlich auf das Reformations l i b e 11 F e rdinands ab, das am 6. Juni 1562 den Konzilslegaten überreicht wurde 269 ). Das Libell vereinigte zwei Bruchstücke verschiedener Herkunft. Die Forderung einer Reform des Papsttums und der Kurie und die Berufung auf di e Basler Synode ge- hörten der Vorreformation und der Konziliartheori e an , der Kelch, .1\bschaffung der Fasteng·ebote und die Priesterehe waren Reform- punkte des Zeitalters der Glaubensspaltung. Die Supplikation des ob- derennsischen Prälatenstandes beeinflußte den Inhalt · des kaiserlichen Heformvorsch lages ohne Zweifel entscheidend . Die Kelchverhandlungen des Trienter Konzils vom 27 . August bis zum 6. September 1562 ende- ten damit, daß das Konzil di e Entscheidung dem Papste anheimstellte. Die Priesterehe kam auf dem Konzil überhaupt nicht zur Verhandlung. 267 ) Abgedr uckt bei Sicke! , S. 9 ff. •••) ,,Satis superque co nstal, a longiss imo iam tempore nullum fere passim esse parochum , ciui vel concubinam vel uxorem suam nou haberet." Sicke!, S. 10. " 9 ) Ober dus Libell, ai, dem außer Gienge1· der 'l'heol oge F1·iedl'ich Staphy- lus und der Vizekan,lel' Siegmund Seid beteiligt waren, vergl. a ußer Sicke! Eder G., Die Heformvorschlüge Kaiser Fe1·dinauds l. auf dem Konzil von Tl'ient, und Kassowitz ,J., Die Tieformvorschlüge Kai ser Ferdinands J. au! <lern Konzil von 'rrient.

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