Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

98 richtet". Das Kloster ist verschuldet und baufällig. b) - . c;) Die Lage ist wie in Geras und in Pernegg. Der Gottesdienst ist nicht mehr ka- tholisch, Administrator und Prior sind beweibt, versprechen aber Besserung. Die Kommissäre vertieften sich wieder in die Frage der Exemtion. ~ Als E r g e b n i s dieser Berichte ergibt sich folgendes Bild der obderennsischen Klöster im Jahre 1561: Verhältnismäßig günstig waren die Zustände in Kremsmünster und in St. Florian. Ganz schlecht stand es um Spita l, Pulgarn und Schfäg·l, vor dem Untergange waren Schlierbach und Wilhering. Der bewußten Irreführung höchst verdächtio- sind GleinJ{ und Garsten. In Baumgartenberg, Engelszell, Lambach, Traunkirchen und Waldhausen herrschten schlechte Verhält- nisse. Vorbildlich oder auch nur einwandfrei war kein einziges Haus. Die Äußerung· der G-arstner Konventualen, deren große Zahl auffällt, daß sie der den Kommissären geleistete Eid nicht binde, beleuchtet blitzartig die düstere Lage. In einigen Fällen erwi esen sich di e Kom- missäre entschieden als zu leichtgläubig. Das gegebene Wort wurde, wie sich aus der Visitation des Jahres 1566 abnehmen läßt, wiederholt nicht gehalten. Bei diesem Stand der Dinge kann kein Zweifel ob- walten, daß das ganze Klosterwesen zersetzt und in Auflösung be- griffen war. Mit dem geschwundenen Ordensgeist war die A.xt an die Wurzel gelegt und Ferdinand sah sich vor der Gefahr, nicht nur den katholischen Prälatenstand, sondern die Klöster selbst zu verlieren. Am 3l. Dezember 1561 sandte die Reformationskommission von Waldhausen ihren Bericht an Ferdinand. Der Kaiser war mit den Methoden der Kommissäre höchst unzufrieden. Mit Recht, denn di eses Verfahren konnte unmöglich zu dem gewünschten Ziele führen. Der Kaiser tadelte in einem Briefe an seinen Rat G-ienger vom 24. F ebruar 1562 die Leichtfertigkeit und Oberflächlichkeit der Reformations- kommission. Es wäre keineswegs seine Meinung g·ewesen, den Prä- laten die Artikel vorzulegen und sie unterschreiben zu lassen. Di e Unterschriften seien unbedacht gegeben worden. Nicht nur jeder Prä- lat, sondern auch jeder Konventuale hätte genau examiniert werden sollen. Zu der angewandten Methode hätte es nicht der Kommission und der großen Kosten bedurft, hiezu wären Briefe aus de1· kai ser- liC'hen Kanzlei dienlicher gewesen 261 ). Da bei der Zusammensetzung der Kommission an eine bewußte Sabotage des kaiserli chen Willens doch wohl nicht zu denken ist, muß der Mißerfolg der Handlung der Uner- fahrenheit der Beamten angelastet werden. Die Kommissäre traten durchaus als kaiserliche, beziehungsweise landesfürstliche Abgesandte, keineswegs als kirchliche Visitatoren auf. Die Ergebnisse wurden fütnn :J.m grünen Tisch bearbeitet und kamen im Jahre 1563 als Statistik über alle Klöster der fünf ni e derösterreichis c h e n Länd e r heraus. All e 122" 0 ' ) Klöster wiesen zusammen aus: 4-36 Kon- 261 ) Sicke! 'rh., a. a. 0., S . 16. Vie l griinulichcr war die 1558/59 im buirisc!Jen 1'eile der Diözese Passau erfo lgte Visitation vorbereitet uuu durchgeführt wor - den . über illre Ergebnisse berichtet Berger Jf., Die kirchlichen Ver!Jliltuisse des. Irrnviertels in uer Mitte des 16. .Tah.rbmiderts, AGDL, Bd. JI (1905), S. 4- 84. "') E i11getragen nur 120.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2