Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

95 Beweis, daß mit falschen Karten gespielt wurde. Der Gesamteindruck ist der einer aufg·eschnittenen faulen Frucht. Wesentlich für die Re- formation war, daß sie mit den Prälaten Ernst zu machen suchte. Um den Umfang der eingerissenen Schäden, den Grad der Verprotestanti- sierung und die Verfassung des Prälatenstandes besser zu verstehen, ist das Eingehen auf die inneren Verhältnisse der Landklöster geboten. Ein B i 1d d e r i n n e r e n Z u s t ä n d e d e r K 1ö s t e r d e s Landes ob der Enns vermitteln die Ergebnisse der Visitation im Frühjahre 1561 (a) 255 ), die Instruktion für die Reformation vom 23. Ok- tober 1561 (b) 200 ) und der Bericht der Reformationskornmission vorn 31. Dezember 1561 (c)2" 7 ) . Da die Reihenfolge der aufgesuchten Klöster bei Visitation und Reformation verschieden war, hält sich die folgende Zusammenstellung an die alphabetische Ordnung. Mondsee war an Salzburg verpachtet, daher erfolgte in diesem Hause vor 1566 über- haupt keine kaiserliche Visitation. Es kommen also 14 landständische Klöster in Frage. 1. B au m g a r t e n b e r g. a) Es herrschen diszipli- näre Schäden, der Schulmeister ist sektisch. b) Die ärgerlichen Kano- niker2"8), besonders die beweibten, sind zu bestrafen. Die, welche sich nicht bessern und ihre Weiber nicht verlassen, sind abzuschaffen. c) Der Abt unterwirft sich den Reformartikeln. 2. Enge 1s z e 11. a) Der Gottesdienst wird nicht gehalten, der Abt, zugleich Administrator von Wilhering, hat eine Konkubine und Kinder. b) Da nur zwei Brüder dort sind, sollen einige Brüder oder Laipriester von anderswoher (!) gesucht werden. c) Alle Fehler und Mängel sind zu treffen wie in Zwettl. Dort herrschte Überfluß an Mängeln. Kanon und Kollekte der Messe waren geändert, die Kommunion wurde sub utraque gespendet, die Eucharistie wurde nicht im Repositorium verwahrt, die Konsekra- tion erfolgte im Bedarfsfalle außerhalb der Messe. Es wurde kein Chor gehalten, der Abt war verweltlicht, ein Freund des Trinkens und hatte eine Konkubine. Der Prälat von Engelszell versprach Gehorsam, be- zweifelt aber die Möglichkeit einer Konventreform. Zehn Brüder seien entlaufen, einer habe gestohlen, die anderen hätten sonst Ungebühr- liches begangen, die zwei letzten Konventualen seien untauglich, die Pfarren mußten mit Weltpriestern versehen werden. An einen guten Nachwuchs sei nicht zu denken. Schließl ich vertiefte man sich in die Frage, wie diese in Gegenwart von zwei passauischen Hofräten vor- genommene Reformation sich mit der Exemtion des Stiftes vereinbaren lasse. 3. S t. F 1o r i an. a) Es ist kein sicheres Zeichen der Häresie vorhanden. Beweibt im Stifte ist nur ein Konventuale, dagegen haben die Pfarrer Kinder von ihren Köchinnen. Der Schulmeister ist Pro- testant und drängt seine Schüler (über 60) zur Kommunion sub utraque. b) Die Konventualen mögen wegen ihres ärgerlichen Lebens, Tanzens und Bankettierens ernstlich gestraft werden. c) Der Propst verspricht Gehorsam. Im Kloster werde er kein Konkubinat dulden und die Korn- "') Hager, Sonderabdruck, S. 12 ff. 25 6) Wiedemann, Bd. I, S. 161 ff. 267 ) Wiedemann, Bd. I, S. 171 ff. 268 ) So heißt es ungenau. Die Insassen sind mit den Kanonikern von Wald- hausen zusammen erwähnt. A. a. 0., S. 168.

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