Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

88 burg gegen keinen Pries ter gehandelt, sondern wider seine Gebühr und geistliche Pflicht dazu stillgeschwi egen. Doch geschehe unerhörte Ver- achtung und Schändung des katholischen Gottesdienstes. Das Papst- tum heiße auf der Kanzel Greuel, ordinierte Priester Meßpfaffen. Die Messe werde verdammt, das Sakrament unter beiden Gestalten, gereicht von einem päpstlichen Pfaffen oder Meßpfaffen, sei der Empfang des lebendigen Teufels. Der Seelsorger des Jörger wolle laut seiner eigenen Äußerung die ganze Welt nicht nehmen, wenn er eine Weihe vom Papst oder Bischof tragen müßte. Die weltliche Obrigkeit verleihe die Kir- chen größtenteils nur mehr an verheiratete Priester. Laische Winkel- prediger würden, obwohl schon gefangen genommen, wie vor kurz em einer in Linz, ohne Strafe wieder entlassen. Seither würde es noch heilloser. Die Ausbreitung der neuen Lehre geschehe in verzweife lter Weise. Wenn der Kaiser die Fürsehung mit mehr Ernst ausführe, sei Aufstand und Empörung· seitens des dazu geneigten gemeinen Mannes zu erwarten. über diese Punkte sollte sich Hillinger mit dem Nuntius vertraulich aussprechen und dieser die Sache dann beim Kai ser be- treiben. Dieser Schritt, zu dem der Landeshauptmann selbst g·eraten hatte, w&r von Erfolg beg·leitet. Der Kaiser wies die Regierung an, wegen der ärgerlichen Priester zu Tollet und Hallstatt einzuschreiten, und ver- langte die Unterbreitung von Einzelfällen, welche die Verhinderung durch nachgesetzte Behörden, besonders bei Einschreiten gegen Klö- ster, erhärteten. Die Antwort d es Bi sc hofs Wolfg a n g II. v on Pass a u mit einer Reihe bemerkenswerter, di e Vogtwirtschaft des Adels belastender Einzelh eiten legte der Landeshauptmann auf dem Osterlandtag 1561 den Ständen zur Geg·enäußerung· vor 242 ) . Passau nannte in erster Linie einige Rädelsführ er und belastete vorzüglich S e b a s t i a n J ö r g e r und dessen Pfleger, die selbst predigten und die Sakramente spendeten. Trotz vielfältigen Anhaltens beim Landes- hauptmann sei gegen den Jörger und seinen Schloßprediger nichts ge- schehen. Es beschwerte sich ferner über den „H au e r k n e c h t o b d e r Enn s", den der Landeshauptmann kürzlich im Gefängnis in Linz gehabt, ihn aber auf eine Verschreibung wieder freigelassen hätte. Dieser „Bauern- oder Hauerlrnecht" habe nicht nur im Lande ob der Enns und an der bairischen Grenze, sondern auch in Baiern viel Volk verführt und entweiche im Nachstellungsfalle sofort nach Österreich. An dritter Stelle scheint K o 1 o man (Ki e n rin g e r) 243 ), Pf a rr e r v o n G r i e s k i r c h e n, auf. Dieser „heilloseste Religiose" ver- werfe das Meßopfe r, habe in den letzten zwei J ahren nicht einmal am hl. Christtag eine Messe gehalten, sei voll und toll, rumorisch, unge- schickt und in allem ungehorsam. Der Landeshauptmann, dem er wie an den Vogt des Priesters , Siegmund von Pollheim, wegen Überstellung des Pfarrers auf bischöfliche Kosten nach Passau geschrieben hatte, er- widerte, wenn sein Landrichter g·erne zu Tode geschlagen werden 24 2 ) Der Berich t is t datiert: P assau , 3. F ebruar 1561. Anna l en , Bd. IX, BL 724 f. 243 ) Nach Ber ger F. , A u s dem 16. J ahrhundert . Ri eder Heima tkunde, Bd. I V (1ml), S. 93, mü ßt e di es der Eigenname des Pfarrer s Kol oman g ewesen sein .

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