Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

85 diplom Maximilians II. erhob das Landhaus zu einer wahren Burg· in- mitten der landesfürstlichen Stadt, um deren Bezwingung· heißer Kampf gehen sollte. Eine geringere Rolle war dem W e 1 s e r Mi n o r i t e n k 1o s t e r beschieden. Dieses Kloster war aufs engste mit der Geschichte des Hauses Pollheim verknüpft. Der Passauer Bischof Weikhart von Poll- heim und sein Bruder Albero erbauten 1280 das Kloster und bestimm- ten es als Erbbeg-räbnis der Pollheimer. Das bis zur Glaubensspaltung reich bestiftete Haus erfreute sich großen Ansehens. Maximilian I. hatte 1502 den Welser Guardian Wolfgang Zeller zum kaiserlichen Ablaß- kommissär für den von Alexander VI. am 5. Oktober 1500 veröffent- lichten und vom Legaten R Peraudi verkündeten Jubelablaß er- nannt232). Der sofortige Anschluß der Pollheimer an die Bewegung Luthers brachte das Haus in eine schwierige Lage. Um die Mitte des sechzehnten J ahrhunderts suchten die Pollheimer das Haus wirtschaft- lich zu schwächen, wogegen Ferdinand I. einschritt 233 ) . Schließlich ver- legte das Geschlecht sogar sein uraltes Erbbegräbnis in das kaiserliche Spital. Das entvölkerte Gebäude scheint in der zweiten Hälfte des sechzehnten J ahrhunderts Spitalzwecken gedient zu haben. Bei aller Verschiedenheit der örtlichen Verhältnisse enthüllt der Untergang der Mendikantenklöster die entschiedene Umwandlung der Städte zum Luthertum. 2. Die zunehmende Verschärfung der Lage und die Anfangstätigkeit Urbans von Trenbach im Lande ob der Enns. Als Frucht des Regensburger Reichstages von 1556/57, auf des- sen Religionsverg·leichung Ferdinand I. die erbländischen Protestanten vertröstet hatte und während dessen Verlauf die Stände des Landes oh der Enns neuerlich vorstellig geworden waren 2 "'), erwuchs das am 24,. August 1557 eröffnete Wormser Religionsgespräch. Als es anfangs Dezember aufgegeben werden mußte, war der letzte große Anlauf zur Versöhnung endgültig gescheitert 235 ) . Die g·angbaren Wege zur Ver- gleichung, ein allg·emeines Konzil, ein Nationalkonzil, Reichstag·e und Religionsgespräche, waren damit erschöpft. Das Trienter Konzil woll- ten die Protestanten nicht mehr beschicken, einem deutschen National- konzil stand die Kurie ablehnend gegenüber. Die starken Antriebe, die der erbländische Protestantismus durch die Einstellung der Bestrebun- gen um die Bekenntnisvergleichung erfuhr, dürfen nicht unterschätzt werden. Als Ferdinand durch den Frankfurter Kurfürstentag· am 14.März 1558 und nach Karls V. Tod am 21. September desselben Jahres Kaiser geworden war und Papst Paul IV. ihm unbekümmert um die gänzlich 2a2) Eder K., a. a . 0., S. 222. 233 ) Sie entzogen dem Kloster die Mönchswiese und den Zehent in Ottsdorf. Meindl K., Wels , 2. Teil, S. 105. 234 ) Der Landtag vom 4. Februar 1557 bat Ferdinand, ,,er möge sie so väter- lich bedenken, daß sich dieser Willfahrung ihr Gewissen mehr freuen als be- betriiben könne". Annalen, Bd. IX, BI. 569'. 235 ) Gebhardt-Meister , Bd. II", S . 112.

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