Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

84 hatte' 28 ), konnte dieser den Untergang des Hauses nicht beschwören. Das innerlich längs t verödete Kloster zählte um 1550 nur mehr drei alte Mitglieder. Schon 1536 hatte das Kloster einige Räume gegen 20 Pf. jährlich zu einer Kanzlei vermietet. Ferdinand I. dachte 1553 an eine Verwendung des Hauses für ein Spital, 1557 begannen die Ver- handlung·en mit den Landständen, die das Gebäude und den wert- vollen Platz für eigene Zwecke erstehen wollten. Der König hatte mit dem Provinzial vereinbart, daß nach dem Tode des Guardians das Kloster mit seinem ganzen Besitz, mit Kirche, Kleinodien, Ornaten, Renten, Gilten und Einkommen an ihn übergehe. Dafür übertrug· Fer- dinand das Dreifaltigkeitsbenefizium in die Klosterkirche und vereinigte beide Kircheneinkommen zum Unterhalt eines gelehrten Pri es ters für Gottesdienst und Predigt. Das Kloster überg·ab der König der Land- schaft zu einem „stätten Lanndthaus", wogegen die Stände dem Orden jährlich eine geziemende Ergötzlichkeit zu erzeigen hatten 220 ) . Am 18. Februar 1562 wurden der kaiserliche übergabsbrief und der Revers der Stände ausgetauscht. Die Stände erlegten 800 fl. für den Orden und 200 fl. für das Dreifaltigkeits-Pfründenhaus und am 13. Mai 1563 erfolgte die Einantwortung des Klosters an die drei weltlichen Stände. Ausgenommen waren die Kirche und zwei Kapellen 230 ) . Diese letzteren wurden samt dem untersten Kreuzgang den Ständen 1566 um weitere 1000 fl. überlassen. In einigen Jahren 231 ) erhob sich an der Stelle des für das mittelalterliche Linz so bedeutsamen Klosters der Prunk.bau der Landstände, in der Folge der Mittelpunkt aller Anstrengungen um die Eroberung des Landes für Luther. Das Linzer Stadtbild hatte ne- ben dem wuchtigen Schloß in dem ebenso wuchtigen Baublock der Landstände einen zweiten Hauptakzent erhalten. Dem aufmerksamen Beobachter mußten diese zwei repräsentativen Großbauten so recht als Ausdruck der Zweiteilung· der Macht zwischen dem Landesfürsten und den Ständen erscheinen, und der gedeckte Holzgang, der die zwei Bau- körper verband, konnte als treffliches Sinnbild des schwachen Bandes zwischen diesen beiden Gewalten gedeutet werden. Das Befr eiungs- 228 ) Der Grabstein ist auf der Südsei te des Li nzer Museums eingesetzt. Eder K., Die Grabsteine a n der Südseite des Linzer Museums. Ein Gang durch die Kultur - und Kunstgeschichte von der Spätgotik bis zur Biedermeierzeit, Chri stliche Kunstblätter, Bd. LXXVI (1935), S. 97 ff. 229 ) Die Stände hatten folgende Bedingungen zu erfüllen: 1. Dem Kloster der Minderbrüder in Wien jährlich 40 fl. 2. Dem Priester, den der König an- stellt, eine Wohnung (geräumige Zimmer und das Gärtlein). 3. Das Jahresgeld kann um 800 fl. abgel ös t werden. 4. Anlage ei nes Inventa rs. 5. Verständigung des Guardians über den Sachverhalt durch die Landschaft. Einern Brief des Guardians an den Vizedom Gienger is t zu entnehmen, daß die Landschaft a lle Briefe, Urkunden und Register des Kl os t ers erhalten so llte. Der Tran sl ations- befehl vom 4. November 1557 in den Annalen, Bd. IX, BI. 606. Die ü b ergabsver- schreibung durch den Provinzial Matthias Damitsch und den Guardian Georg Haslhuber vom 12. November 1560 ebenda, BI. 740. Der Einantwortungsbefeh l vom 20. Jänner 1562 ebenda, BI. 739' . HD) Stauber F., Historische Ephemeriden, S. 104 ff. " ') Das Landhaus er stand in einer ungefähr s iebenj ährigen Bauperiode (1564-1571).

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