Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

83 dium vor der Auflösung, verbunden mit schwachen Rettungsversuchen, schließlich das Ende und die Verwendung von Kirche und Kloster- gebäude zu anderen Zwecken. Als erstes Haus fi el Obertalheim (1533)m). Es folgten Enns (1553), Wels (um die Mitte des sechzehnten Jahr- hunderts), Linz (1557), Steyr (1559) und Pupping (1565)22 3 ) . Enns (vor- übergehend), Steyr und Linz dienten in der neuen Ära Schulzwecken, Obertalheim und Wels fanden als Spitäler Verwendung, in Pupping wurde eine protestantische Predigtstelle errichtet. Von großer Bedeu- tung sollte die Neuverwendung des Minoritenklosters in Linz werden. Zum vollen Verständnis des Zusammenhanges gilt es zuerst des Unter- ganges des Ennser Minoritenklosters zu gedenken. Für das Min o rit e n k l o s t e r i n Enns bedeutete das Jahr 1553 das Ende. Am 23. Februar dieses J ahres verkauften die Minder- brüder der Stadt Enns die in ihr ehemaliges Kloster gestifteten J ahr- tage und am 22. Augus t verordnete Ferdinand I. die Translation der Pfarre und ihrer Gerechtsame von St. Laurenz in die Exminoritenkirche von Enns und regelte die Benefizien und Stiftungen in der Stadt2 04 ). Am 21. September machte Georg Haslhuber, Kustos und Guardian von Linz und Wels, eine schöne Spendstiftung, ,,damit die Armen in Enns einen Genuß des gewesten Klosters empfinden" 220 ) . Im J ahre 1565 er- reichten die protestantischen Stände von Maximilian II. in Linz die Überlassung des baufälligen Minoritenklosters in Enns und verlegten 1567 ihre Landschaftsschule dorthin, bis die Schule 11574 nach Linz. zurückkam 226 ). Diese Veränderung hing aufs engste mit dem Schicksal der Linzer Mendikanten zusammen. Das L i n z e r Mi n o r i t e n k l o s t e r war vor seiner Auflösung von zwei herben Schicksalsschlägen getroffen worden. In den J ahren 1528-1532 hatte Guardian Achaz Wolmut „mit seinem Mutwillen und Prassen ohne alle Notdurft" zahlreiche Grundstücke zu Schleuder- preisen verkauft und Schulden gemacht. Der Schaden betrug über 408 Pfund. Dies war umso bedauerlicher, als das Einkommen und die Zustände nach einigen in Linz verstorbenen Spaniern laut eigener Auf- zeichnungen des Genannten in diesen vier Jahren gegen 800 Pfund be- trugen. Zur Abdeckung· der Schulden mußte Guardian Georg Hasl- huber zu Notverkäufen schreiten, die er anläßlich der Visitation von 1544 genau auswies 227 ). Diese waren mitbedingt durch den Stadtbrand von 1542, der die meisten zinspflichtigen Häuser des Ordens vernichtet hatte. Wenngleich der Grabstein Haslhubers sagt, daß der Guardian während seiner 27jährigen Regierung das Kloster „wieder erhebt" 2 ") Die Auflösung bei Eder K., Das Land ob der Enns vor der Glaubens- spaltung, S. 197. 228 ) Hager E., Die St. Olmarkapelle und nachmalige St. Wolfgangkirche in Pupping, LMB., Bd. LXXX (1024), S. 127 ff . "') Beide Urkunden im Stadtarchi v Enns. Vergl. Diplomatar , Bd. XXIX im o.-ö. Landesarch iv. '") Kurze Beschreibung des Bürger-Spitales in Enns etc. Hs . von 1835 im Stadtpfarra rchiv Enns . 228 ) Bauer C., Die evangeli sche Landschaftsschule in Linz a . D., JßGP., Bd. XLV und XLVI (1925), S. 1 ff . "') 0 .-0. Landesarchiv, Ältere Ecclesiastica, Fasz. III und IV. 6*

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2