Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

75 Städte unterhielten in Wittenberg und an anderen r eichsdeutschen Universitäten Stipendiaten, mit denen man übrigens gemischte Erfah- rungen machte. Unter Maximilian II. führte man diese Unterstützung ganz öffentlich durch 108 ). Beide Religionsparteien nahmen die Glaubens- spaltung als eine gegebene Tatsache hin und richteten sich für einen Dauerzustand ein. Von den berührten königlichen Erlässen erregte die Protestanten am tiefsten die Verweigerung des Kelches beim hl. Abendmahl. Dieses Mandat bewog die Stände zur Aufnahme des Religionskampfes auf dem Landtag vom 10. Juni 1554. In einer „Neben s c h r i f t wegen der Kommun i o n" 100 ) erklärten sie, ihnen bliebe nur die Wahl zwischen einer Handlung gegen Gott und das Gewissen und zwischen der königlichen Ungnade. Die Kommunion unter einer Gestalt habe die „römische Kirche" auf dem Koustanzer Konzil eingeführt. Er möge sie als getreue Untertanen etwas besser und mehr bedenken und bis zu einem allgemeinen, freien Konzil beim Gebrauche der katholischen, apostolischen Kirche belassen. Die Stände erinnerten den König· an den Fußfall in Prag 1541 und an ihr Gutachten zu den Beschlüssen der Salzburger Synode und wiesen jede Zugehörigkeit zu den Wieder- täufern und zu den Sakramentierern zurück. Bemerkenswert ist die Feststellung, daß sich der Empfang der Kommunion unter beiden Ge- stalten nach vorausgegangener Beichte und Absolution, und zwar nicht nur zu Ostern, sondern öfters, schon seit einigen Jahren bei ihnen ein- gebürgert hatte. In einer eigenen Klausel war dieselbe Bitte für die Städte aufgenommen. Treffend antwortete der König· unter Abweisung der „scharfen Schrift", sie wollten immer bei ihren alten Gebräuchen und Herkommen gelassen werden und bäten in anderen Sachen um Neuerungen. Doch behielt er sich die endgültige Entschließung in dieser „schweren und hochwichtigen Sache" vor 200 ). Unter Berufung auf ihr Gewissen erklärten die Getadelten, beim Worte Gottes, das kein Mensch ändern könne, bleiben zu wollen 201 ). Ein Vergleich mit den Supplikationen der Stände Österreichs unter der Enns 202 ) und Steier- rnarks203) lehrt, daß eine ganz bestimmte Erklärung für die Kommunion 198 ) Freistadt unterstützte z. B. 1574- 1580 einen gewissen Georg Frankner, 1588- 1590 Wolf Rottenegger, beide in Wittenberg. Jäkel, a . a . 0 ., S . 11. Schon 1577 unterstützten die zwei adeligen Stände einen gewissen Wolfgang Berger als ihren Stipendiaten in Wittenberg. 1580 luden sie sogar die Prälaten um einen Studienbeitrag fiir diesen Theologen ein. Annalen, Bd. XIV, BI. 547. 1581 ent- wich dieser Berger dem Arrest der Universität, dem „vornehmsten Band und Nervus" zur Erhaltung des Gehorsams der Studen tenschaft. Die Landstände erhielten den Befehl, den Flüchtling für den künftigen Leipzig·er Mic,haeli-Markt bei sonstigem Prozeß nach den Universitätsstatuten stellig zu machen. Annalen, Bd. XV, BI. 166. 199 ) Annalen, Bel. IX, BI. 206 ff. Gedruckt bei Raupach, Bel. II, Beilagen s. 98-101. 200 ) Annalen, Bel. IX, Bl. 214 ff. Gedruckt bei Raupach, Bd. II, Beilagen s. 101 ff . 201 ) Annal en , Bel. IX, Bl. 215' f., und Raupach, Bd. II, Beilagen S. 103 ff. 2 0 2 ) Raupach, Bel. II, Beilagen S. 105 ff . 20,) Loserth, a. a. 0., S . 98.

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