Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

72 Synode gedeckt war. Zu den verschiedenen Hauptfaktoren , Kaiser, König, Baiern, den Salzburger Erzbischof und seine Suffragane, traten als gefährlichstes Element die Erbländer mit ihren Gutachten. Sollten die halb weltlichen, halb geistlichen Beschlüsse der Synode in Rechts- kraft erwachsen, mußten sie von Seite des Staates gebilligt werden. Nun war aber das Gegenteil der Fall. Der König· trat im Rahmen der Synode als Ankläger auf und diese mußte vor ihren eigenen Beschlüs- sen zurückweichen. Zum Schluß untersagte der König die Veröffent- lichung der Beschlüsse. Der Grundfehler lag ohne Zweifel in Augs- burg, aber die Folgen dieser gescheiterten Synode waren beklemmend. Die lutherischen Stände hatten das Schauspiel erlebt, wie sich ihre Gegner untereinander schachmatt setzten. Die Hoffnung der bedrängten katholischen Seite auf eine Vergleichung· wurde aufs stärkste herab- gesetzt und das Luthertum empfing neue Auftriebe. Seit 1549 ist der lutherische Charakter der Landschaften von Österreich ob und unter der Enns, Steiermark, Kärnten und vielleicht auch von Krain entschie- den. Der letzte Augenblick einer Generalreformation war vertan 18 11 ) . Was Pastor von Europa schreibt: ,,Zu Beginn des sechsten Jahrzehnts (des 16. Jahrhunderts) schien es nicht unmöglich, daß ganz Europa pro- testantisch werde" 100 ), gilt auch für das Land ob der Enns. 4. Vom Salzburger Provinzialkonzii 1549 bis zum Wiener Ausschuß- landtag von 1556. Nach der Ni ederwerfung der Schmalkaldner und nach dem Augs- burger Interim gelang es Karl V. im Jahre 1550 auf dem Reichstag zu Augsburg, die Protestanten zur Beschickung des Trienter Konzils zu bewegen. Der Kaiser schien dem Ziel seiner Lebensarbeit nahe zu sein, als der heimtückische überfall des M.o ri tz von Sachsen auf Karl V. in Innsbruck: dem Monarchen die Früchte des Sieges aus der Hand schlug. Wohl gelang· es dem Kaiser im letzten Augenblick:, sich dem Hand- streich zu entziehen und nach Villach zu flüchten. Aber unter dem Druck der Zweifrontengefahr Frankreich-Ungarn mußte er sich zum Passauer Vertrag vom 2. August 1552 entschließen, und am 24. Sep- tember 1555 vereinbarte Ferdinand, dem Karl Generalvollmacht ge- geben hatte, den Augsburger Religionsfri eden , der Deutschlands Spal- tung in zwei konfessionelle Lager besieg·elte. Im Lande ob der Enns verschwand die Kirchenfrage nach der Salzburger Synode von den Landtagen und tauchte erst im Sommer 1554 wieder auf. Diese Stille bedeutete keinen Waffenstillstand, im Gegenteil, die Protestanten verlegten ihre Angriffskraft auf die Er- fassung des ganzen Landes. Zahlreiche Einzelheiten der Kloster-, Stadt- und Marktgeschichten erhärten das Einströmen des Luthertums. Die Landtagsannalen schweigen sich über diese Vorgänge ebenso aus wie über die Zusammenkunft Ferdinands mit Moritz von Sachsen in Linz, 18 9 ) Loserth, a. a . 0. , S. 259. 190 ) Das Pap sttum und die Wiederherstellung der Kirche im 16. J a hrhundert, S. 47, im Sammelband Kirche und Ref01·mation von Scheuber J. , Einsiedeln, 1017.

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