Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

68 tarischen Erkämpfung des Luthertums innerhalb der niederösterreichi- schen Länder. Im Oktober 1547 machte sich auch der Burggraf von Steyr auf nach Augsburg. Bevor er verritt, erklärte er einem Ratsausschuß, daß Steyr am königlichen Hof und auch sonst vor allen Erblanden und Städten berüchtigt sei. Es gäbe keine Stadt, die so ohne alle Scheu, unver- schämt und öffentlich gegen alle königlichen Generalien, Befehle und Kirchenordnungen handle. Die Ausschüsse versprachen Berichterstat- tung an den Rat, der aber diese Verwarnung „nicht gar viel in Obacht nahm, ungeachtet es damals mit den Lutherischen schlecht genug stand" (Prevenhuber) 1 83 ) . Angesichts der schwierigen Gesamtlage des Prote- stantismus in Deutschland und in Österreich erklärt nur ein Umstand die Kühnheit der Landstände und der Städte, der tatsächliche Stand der religiösen Umwälzung in den Ländern. Der Erfolg der Gesandt- sch:1ft war freilich gering, die Ausschüsse wurden auf die Entscheidun- gen des Trienter Konzils und vorläufig auf das Augsburger „Interim" verwiesen 181 ), aber die katholische Kirche schien in den Erbländern vom langsamen Untergang bedroht . Lutherische Schriften waren in den Händen der Jugend, die Klöster entvölkerten sich, der Stand der Or- dens- und Weltpriester war verachtet, immer mehr Pfarren wurden von Prädikanten besetzt, immer ungescheuter griff der Adel nach dem Kir- chengut. Nach Ferdinand selbst waren die geistlichen Ordinarü nicht mehr imstande, Wandel zu schaffen. Es klingt wie Hohn, wenn er da- für als Landesfürst die Besetzung der erledigten Stellen mit „geschick- ten Priestern" befahl 18 ") . Wolfgang I. von Salm, seit 1540 Bischof von Passau, der Vertreter Ferdinands auf vielen Reichstagen und 1545 sein Gesandter nach Trient, war gewiß der eifrigste Vollstrecker Ferdinan- deischer Mandate, doch blieben seine Bemühungen um die katholische REJigion im österreichischen Anteil seiner Diözese wirkungslos. Was Ferdinand vergeblich in Österreich versuchte, trachtete Karl V. ebenso vergeblich in Deutschland durchzuführen. Außer dem Interim hatte der Kaiser dem Augsburger Reichstag eine Reformations- ordnung für den katholischen Klerus vorgelegt. Olme Einvernahme mit dem Papst und dem Konzil beg·ann der treukatholische Monarch ein Unternehmen, bei dem er scheitern mußte. In jeder Diözese sollte am folgenden Martinitag, in jeder Kirchenprovinz vor der künftigen Fastenzeit eine Synode abgehalten werden. In Salzburg, der Me- tropole Passaus, begann die Diözesansynode am 13. November 1548, das Provinzialkonzil am 11. Februar 1549. Für diese Arbeit kommt nur die Haltung der Landstände zu dieser Kirchenversammlung in Frage. 1 83 ) Prevenhuber begründet die mißliche Lage des Protestantismus ausdrück- lich mit der Niederlage der Schmalka lduer. S. 267. 1 84 ) Klein A. , Geschi cht e des Christentums in Osterre ich und Ste iermark, Bd. IV, S. 112. 1 8 ') Mandat vom 20. März 1548, abgedru ckt bei Raupach, Bd. II, S. 98 ff.

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