Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

67 „Anhang" beigeben. Die Einladung zu einem Besuch in Augsburg und die Zusicherung tatkräftiger Hilfe waren gewiß eine vornehme Antwort auf die „Vermahnung" und auf ihre Ablehnung, nach Prag zu kommen. Dieses Entgegenkommen des Königs wurde von den Ausschüssen schlecht bedankt. Wütend über die Veränderung ließen sie im korri- gierten Exemplar, das der König nach Steyr zurücksandte, zwei Stellen weg, die von der Errichtung verschiedener Irrlehren und Irrungen und von Absonderung von der christlichen Einigkeit, von Trennung· und Zerspaltung sprachen, und fügten der Mahnung zu Reformation und Vergleichung die vier Worte „innhalb des Wortes Gottes" bei . Als Begründung gaben sie an, da in der Textierung des König·s die Reichs- stände, besonders „die Protestierenden", etwas hoch angezogen und der Artikel in der Religion gar in genere gestellt sei, hätten sie die auf die Reichsstände bezüglichen Stellen „etwas gemildert" und den Zusatz gemacht 179 ). Diese Redaktion C sandten die Stände ohne den „An- hang" Ferdinands, an der Spitze mit dem ursprünglichen Religions- artikel ausgestattet, an Karl V. Die Schrift an die Reichsstände war unverändert geblieben. Der neuerliche Protest des Schottenabtes ver- hallte ungehört. Als Gesandte nach Augsburg wurden bestimmt Ulrich von Eitzing (Österreich unter der Enns), Hans Ungnad (Steiermark), Georg von Perkheim (Österreich ob der Enns), Hans Jakob von Greisenegg (Öster- reich ob der Enns) und Hans von Lamberg (Krain) . Die obderennsischen Vertreter hatten unter einem Fußfall Ferdinand eine Schrift an den Kaiser zu überreichen, welche sich auf den Fiduzialglauben berief1 80 ). Die Instruktion der Ländervertreter an den Kaiser 181 ) verwies auf die Verwickelung des Religionshandels und die daraus entspringenden Kriege und erbat eine christliche Vergleichung. Die Berufung auf den Fiduzialglauben und auf das Altarssakrament unter beiden Gestalten lehrt, wie sich die Steyrer Tagung die Vergleichung vorstellte. Zum Schluß tauchte, wie gewöhnlich bei solchen Zusammenkünften, der Ses- sionsstreit zwischen Innerösterreich und dem Lande ob der Enns auf und wurde durch Schadlosbriefe im Keim erstickt. Am 20. September endete diese denkwürdige Tagung, nachdem sie einigen verdienten Personen „Verehrungen" von hohem Wert gewidmet hatte 182 ). Sie bildet einen neuen Beweis für die zielbewußte Religionspolitik der Landstände vvie für die maßgebende Rolle des Landes ob der Enns in der parlamen- 179 ) Annal en, Bd. VIII, Bl. 560. Der ganze Bericht über die Steyrer 'ragnng ebenda, BI. 556 ff. Weder die Urschri f t noch das korrigierte Exemplar Ferdinands sind vorhanden. Wir wissen nur, daß ·der König in den Abschnitten C, E und F Änderungen vornahm. 180 ) Annalen, Bd. VIII, Bl. 529. 181 ) Annal en, Bd. VIII, Bl. 554 ff. 182 ) Vizekanzler Dr. Jakob Jonas erhielt 2 Becher im Werte von 300 f l. , Erasmu s Häckelberger, der das Protokoll geführt, den einzel nen Ländern Ab- schriften zu weiterer Beratung übersandt und die beschlußreifen Aktenstücke ver- faß t hatte, ein Trinkgeschirr mit dem Wappen der Länder im Werte von 150 f l., seine Hausfrau ein silbernes Kändl um 50 fl. 5*

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