Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

66 Religionsvergleichung, daß diese deutlich als Hauptzweck hervortrat . Die beiden Schriftstücke sollte Weichselberger in Prag König Ferdinand vorlegen und dessen Bescheid der in Steyr verharrenden Versamm- lung überscbicken. Es würden daher ein halbes Monat und, da die ab- gefertigten Gesandten zuerst heimreisten und von da nach Prag kämen, im ganzen eineinhalb Monate vergehen. Es war also den Ausschüssen nicht möglich, zur verlangten Zeit zum König zu kommen. Weicbsel- berger sollte sich erkundigen, zu welcher Zeit di e Delegierten den König noch in Prag antreffen könnten und ob Ferdinand es zulasse, daß jeder nach Gelegenheit seines Weges nach Augsburg komme. Zwecks rascher Abfertigung· empfing Weicbselberger auch Schreiben an den Vizekanzler Dr. Jakob Jonas und an den Sekretär Andreas Wagner. Ein Blick auf die letzten Ereignisse gibt Aufschluß über die Scheu der Landstände vo r Prag. Im Juli hatten sich Prag, 25 vornehme Städte und 31 Herren und Ritter dem König auf Gnade und Ungnade ergeben, 5 waren in contumaciam verurteilt worden. Am Eröffnungstag des Prager Land- tages (20. August) wurden vier Rädelsführ er der Revolution gegen Ferdinand am Hradschin hingerichtet. Der Landtag hieß fortan ,',der blutige'" 77 ). Trotz dieser Vorgänge brachten die Ausschüsse den Mut auf, den König an ein früh er gegebenes Versprechen zu erinnern und ibm eine ,,E r m a h n u n g" zuzustellen. Sie verwiesen Ferdinand auf sein Er- bieten, wenn er zur Handlung komme, als christli cher König alles ab- zustellen, was dem Worte Gottes und der Seele Seligkeit zum Nachteil sei. Da jetzt eine „Vergleichung" des Irrtums zu geschehen habe, hätten die niederösterreichischen Länder an die königliche Majestät eine „kleine Vermahnung" g·estellt 178 ). Weichselberg·er, der am 6. Sep- tember nach Prag abgefertigt wurde, hatte neben der Vorlage der beiden Dokumente für den Augsburger Reichstag die Übergabe dieser Erinnerung vorzunehmen. über die Bittschrift an den Kaiser konnten sich die Ländervertreter anfang·s nicht einigen. Der Schottenabt, Herr von Saurau, Weichselberger und einige Vertreter von Steiermark und Kärnten fürchteten die Ungnade des Kaisers, während die übrigen Stände, darunter die vier Vertreter des Landes ob der Enns, erklärten man müsse mehr Gott fürchten. Schließlich einigten sich alle mit Aus- nahme des Schottenabtes auf die Absendung· der Schrift. Dieser durfte sich laut Auftrag in keine Religionssache einlassen und protestierte auch gegen die „Vermahnung". Wider Erwarten nahm Ferdinand den Schritt nicht übel, billigte die Bitte um die Reichshilfe und ließ an die Ansuchen, unter Berufung auf die genaue Kenntnis seines Bruders, einige Korrekturen anbringen. Er befahl den Ausschüssen in Steyr, diese korrigierte Instruktion, ausgenommen die Supplikation, die Re- ligion betreffend, ihren Gesandten nach Augsburg mitzugeben. An Stelle der Supplikation li eß Ferdinand der zweiten Werbung einen 177 ) Bucholtz, Bd. VI, S. 418 f. 17 8 ) Annalen, Bd. VIII, BI. 515.

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