Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

65 nach Prag ab, wo sie am 26. Jänner eintrafen. Da die prot~s tantische Partei wider den schon im Gang befindlichen Feldzug gegen den Kur- fürsten Johann Friedrich Front machte, herrschte eine Atmosphäre von Hochverrat und Blutgericht. Der Tod der Gemahlin Ferdinands am 27. Jänner 112 ) stellte die Handlungen der Ausschüsse ein und nach einer Audienz beim schwergebeugten König begaben sich die Gesandten in ihre Heimat. Auf dem Landtag vom 24. Juli 1547 empfing die Landschaft den ausführlichen Bericht über die Ni e d e r 1a g e d e r S c h m a l- k a 1d n e r b e i Mü h 1b er g" 3 ) und über einen fünfjährigen Waffen- stillstand mit dem Sultan 174 ). Am 1. September hatte Karl V. den Reichs- tag von Augsburg eröffnet, auf dem man allgemein eine grundlegende Stellungnahme des Kaisers zur Religionsfrage erwartete. Angesichts dieser für das Luthertum gefährlichen Wendung beriefen die Landstände einen Au s s c h u ß 1a n d t a g a 11 e r n i e d e r ö s t e r r e i chi- s c h e n Länd e r nach Steyr ein, führten einen scharfen Vorstoß gegen Ferdinand und bereiteten eine Bittschrift in der Religionsfrage an den 'Kaiser vor. Der Hieb war wieder einmal die beste Parade. Die Steyrer Tag·ung fand vom 1. bis 20. September 1547 statt und war von 17 Vertretern der niederösterreichischen Länder beschicktm). Österreich unter der Enns entsandte den Schottenabt von Wien, Ulrich Freiherrn von Eitzing·, Georg Teufel und Wolfgang Topler; Österreich ob der Enns Johann Grafen von Schaunberg, Erasmus Herrn von Star- hemberg·, Georg von Perkheim und Erasmus Häckelberger; Steiermark den Landeshauptmann Hans Ungnad, Franz von Saurau, Moritz von füi.cknitz und Kaspar Böheim, Bürger von Graz; Kärnten Wolf von Pirkheim, Moritz Weltzer und Martin von Feistritz ; Krain Hans von Lamberg und Hans Weichselberger 170 ) . Ohne Prüfung der Kredenzbriefe ging die Versammlung an die Arbeit und wählte Georg· Teufel zum ,,Marschall" . Der Zweck der Zusammenkunft war die Vor b e r e i- t u n g e in e r ge m e in same n S t e llun gna hm e der Länd er i n d e r Tür k e n- u n d R e 1i g i o n s f r a g e auf d e m Re i c h s- t a g zu Augsburg. Die Ländervertreter waren in einem Monat an Hof erfordert, um von dort weg nach Augsburg· zu reisen. Die Tagung in Steyr hatte zwei Eingaben, eine an die Reichsstände und die zweite an Karl V., zu verfassen. Beide Eingaben erbaten zunächst die Reichs- hilfe gegen die Türken, beschäftigten sich aber so ausgiebig mit der 172 ) Königin Anna starb drei Ta ge nach der Geburt ihres 15. Kindes. 1 73 ) Annalen, Bd. VIII, BI. 479'-502. 174 ) Bncholtz, Bd. VII, S. 235. 17 5 ) In den Annalen, Bd. VIII, BI. 510 ff., findet sich reiches Material, doch nicht in chronol ogischer Ordnung. Dazu Prevenhuber, S. 265 ff. Raupach, Bd. II, S. 101, kennt nur das Ereigni s und die Namen einiger Ausschüsse, bemerk t aber: „Worinnen eigentlich ihr Vortra g bestanden und was sie mit ihrer Vorstellung a usgerichtet, davon habe bisher, aller angewandten Mühe ungeachtet, ni chts er- fahren können." Auch Wiedemann und Loser th erwähnen die Tagung nicht . Pritz F., Geschichte des Landes ob der Enns, Bel. II, S. 256 f., gibt nur die äußeren Vorgänge wieder. 178 ) Anna l en, Bd. VIII, BI. 561 ' . 5

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