Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

49 Das E r g e b n i s d e r V o g t e i v e r h ä 1t n i s s e bei den 1544 im Land ob der Enns visitierten Pfarren stellt sich übersichtlich in folgenden Ziffern dar : Landes- Ni cht Zn- Vi e rte l Kaiser Adel Bischof Kloster bestimm- ft1rs t bar sammen Hausruck 3½ 4 19½ 1 1 - 29 Traunviertel 3 6 6 5½ 8½ - 29 Machland 7 1 16 - 3 2 29 Mühlviertel - - 13 3½ 2½ - 19 Ergebnis 1 13½ 1 11 1 54½ 10 1 15 1 2 1 106 ~ Von den 106 visitierten P f a r r e n bevogtet also der Adel allein 54 1/2, alle anderen Vogteiinhaber zusammen 4911. Pfarren. Mit anderen Worten, d e r A d e 1 i s t a u f d e m G e b i e t d e r P f a r r v o g t e i stärk e r a ls a ll e übri ge n Tr äge r d e r V og t e ir ec ht e zu sa mm e n. Dieses Verhältnis wird außerdem noch bedeutend zu- gunsten des Adels verbessert, wenn man sich vor Augen hält, da ß die Verweser der kai serlichen Herrschaft en in konfessioneller Hinsicht oft Förderer des Luthertums waren, daß die Landeshauptleute, di e viel- fach für den Landesfür sten vogteten, offen für Wittenberg· eintraten, ja daß auch die Verwalter der bischöflichen Herrschaft en wie manche Klostervorstände selbs t keineswegs zuverlässig zur katholischen Sache standen. Das leichte rechtliche Übergewicht des Adels in der Pfarr- vogtei wächst sich durch Abbröckeln und Untreue der verschiedenen Gruppen, aus denen sich die Gegenseite zusammensetzt, im Verlaufe des 16. J ahrhunderts rasch zu einer gewaltigen Vorherrschaft aus. Erst nachdem der Kaiser , der Landeshauptmann für den Landesfürst en, der Bischof und der Prälatenstand eine geschlossene Front gegen die lutherischen Stände bildeten, was erst seit 1592 der Fall war, ver- besserte sich die tatsächliche Lage der katholischen Seite in der Pfarr- vogtei, wenn auch der rechtliche Zustand keineswegs erreicht werden konntV Der Auszug aus der Visitation von 1544 im Cod. Gottvic. 404 schließt mit der Bemerkung : ,,D e r Pf a rr e n, so e in Land e s- h a u p t m a n n a b s o 1u t a 11 e i n z u e r s e t z e n h a t , s e i n 2 3. I t e m a 11 e K 1ö s t e r. " Nach der in dieser Arbeit eingehaltenen Zählweise entfielen auf den Kaiser und Landesfürsten zusammen 2411. Vogteipfa rren. Entweder zielt die obige Bemerkung auf 23 hier nicht aufgezählte Pfarren, was aber kaum anzunehmen und durch den Hin- weis auf die Klöster wohl auszuschließen ist, oder die Visitation will sagen, da ß von den aufgezählten Pfarren 23 der Landeshauptmann 4

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