Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

36 Fastenpredigt en in der Stadtpfarrkirche von Steyr hielt, t raten ihm die Predigermönche in der Dominikanerkirche auf offener Kanzel ent- gegen. Die P redig·er waren über die Zeitfragen so uneins, daß die „Zerrüttlichkeit der Predigt" allg·emein auffiel. Dieser Gegensatz sollte das Eindringen der lutherischen Ideen gewaltig fördern. Der Schlag von 1522 und die innere Abdorrung· brachten die Gründung· nach un- gefähr sechzigjährigem Bestand_ zur Str~ck~j . Für das uralte O t m a r k 1 r c h 1e 1 n 1 n Pup p 1 n g trat 1476 eine große Wendung· ein 017 ) . Die drei Brüder Ulrich, Siegmund und Wolfgang· von Schaunberg beschlossen mit ihrem Neffen Georg an der Kapelle in Pupping ein Franzi s kan e r k 1o s t e r zu gTünden. Der Stiftsbrief von 1477 Mai 17 gibt als Beweggrund die Bewunderung der Stifter für den hl. Johannes Kapistran an, den die Schaunberger noch persönlich g·ekannt haben dürften. Der Bau war 1481 zum größten Teil fertig g·estellt, die Einweihung· nahm der Passauer Weihbischof erst 1490 vor. Es ist jedoch weiterhin von Bauzuwendungen die Rede. Die endgiltige Fertigstellung· samt Konsekration war 1496 218 ) . Das Kloster verfügte über 24 Zellen. Ein eigenes Zimmer ließ sich im Kon- vent Graf Wolfgang herri chten, der den Brüdern besonders zugetan war. Auch diese Stiftung erlag . den Stürmen der Reformationszeit. Im J ahre 1559 war der letzte Schaunberger gestorben. Seine .Witwe Anna, geborene Gräfin von Ortenburg, zog· als eifrige Protestantin das Kloster mit Gewalt ein, beraubte 1565 die Kirche der Einrichtung' und der Glocken, das Kloster der Fahrhabe und ließ den P. Minister mit be- waffneter Hand vertreiben. Es folgten lange J ahre ausgefüllt mit Strei- tigkeiten. Erst der allgemeine Umschwung· der Lage 1621 brachte die Franziskaner zurück, die am 29. August unter Reitereskorte wieder in Pupping einzogen. Die Kar m e 1i t e r berief Lasla Prager 1494 nach Ma u t - hau se n und übergab ihnen eigenmächtig· die Heinrichskirche" 10 ) . Diese Handlungsweise des auch sonst gewalttätig·en Herrn schuf von Anfang an einen scharfen Gegensatz zwischen der Bürgerschaft und den Mönchen. Es entstand ein langwieriger Prozeß, der zu ungunsten des kleinen Klosters und seines Priors Willielm Zink ausfi el. 1507 ent- schied der päpstliche Lega t Matthäus Bischof von Nuceria auf Heraus- gabe der Heinrichskirche, verurteilte die Karmeliter zur Tragung der Prozeßkosten und legte ihnen bei sonstiger Exkommunikation Still- schweig·en auf 220 ) . Da sich auch Lasla Prager zurückzog, war die Sache des Ordens verloren. Die Mönche mußten 50 ungarische Goldgulden zahlen, für die der Ordensprovinzial Georg Muße! und das Kapitel in 217 ) Hager E., Di e S t. Otmar kapell e und nachma li ge St. Wolfgaugkirche in Pupping , LMB. , Bd. LXXX (1924), S. 125 ff . Stülz J., Zur Geschichte der Herren und Gra f en von Schaunberg, Denkschriften der Wi ener Aka demie, Bd. XII, S . 214 ff. und Dorf und gewesenes F ra nziska nerkloster Pupping in der KTEö ., Bd. XVII (1839) , S. 256 ff. 218 ) Lamprecht J ., Der hl. Wolfga ng und das eins tige Kloster Pupping, S. 15. 219 ) Mayr J., Geschichte des Ma rktes Ma uthau sen, S . 18 f f . 22 0 ) Die E xkommunika tion sollte in folgender \Veise vollzogen werden : Während der Messe sollte mit den Glocken geläutet, die Lichter verlöscht, das

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