Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung
35 Pupping liegt in der Nähe der Schaunbergerstadt Eferding·, Obertal- heim vor den Toren der Stadt Vöcklabruck. Um die Hebung des wichtigen Marktes Mauthausen waren die Prag·er besonders bemüht. Die dortige Karmeliteransiedlung erlosch übrig·ens schon 1514, wäh- rend die anderen drei Neugründungen den Stürmen der Glaubens- spaltung erlagen. Die Vertiefung und Verfeinerung einer Idee, wie sie sich in den angeführten Zweigen der Mendikantenfamilie offenbart, ein Seitenstück zu den steinernen Wundern der Spätgotik sowie die Sucht, durch Gründungen von immer größerer Strenge die früh eren zu übertrumpfen, zeigen Veränderung und Auflösung vor den Toren der Zeit. Nachstehend kurz die Geschichte dieser vier innerlich zusammen- hängenden Neugründungen. ( Kloster und Kirche der D o m i n i k a n e r i n S t e y r wurden von Krems aus gegründet. Man begann 1472 und vollendete den Bau 1478. Der erste Prior wurde 1483 eingesetzt. Garsten sah die Neu- gründung höchst ungern, doch konnte Abt Berthold VI. (1461-1473) den Einbruch nicht verhindern. Im Streit über die geistliche Juris- diktion siegte in Rom der Dominikanerorden. Papst Sixtus IV. legte dem Abt Benedikt I. (1473-1488) und seinem Konvent in Garsten ewiges Stillschweigen auf'1 3 ). 1483 kam zwischen dem Abt und Dr. theol. Fr. Chrysostomus 0. Pr., dem Vikar der reformierten Klöster in Österreich, ein Verg·leich über einige strittige Punkte zu- stande. Unter anderem sollte die Stunde des Lesens, Singens und Pre- digens der Rat von Steyr bestimmen 214 ). über der Gründung schwebte ein Unstern. Gerade bei Beginn der Zerreißung der Glaubenseinheit legte der große Steyrer Stadtbrand 1522 auch das Dorninikanerkloster in Schutt und Asche. Das Haus konnte sich zwar wieder erheben, blieb aber geschwächt und sah sich durch die Glaubensspaltung in den Voraussetzungen seines Bestandes bedroht. Die Almosensammlung war abgekommen, der Orden selbst konnte sich für den Wiederaufbau nicht tatkräftig einsetzen. Eine Zeitlang hielten sich die Brüder durch Verkäufe über Wasser. Im J ahre 1543 scheint die Not schon sehr gToß gewesen zu sein 215 ) und bald darauf dürften die Dominikaner Steyr verlassen haben. Ferdinand I. übergab die Ruinen des Klosters 1559 der Stadt Steyr, die Kloster und Kirche neuaufführte und eine latei- nische Schule einrichtete 216 ). Die Gründung gibt Zeugnis für das rege Interesse am religiösen Volksunterricht und an der Predigt im reichen Steyr vor der Glaubensspaltung. Weitgereiste Handelsherren, reiche Patrizierfamilien und das bewegliche Volk beim Eisenwesen verliehen der Stadt eine eigentümliche Note, die aus vielen Einzelheiten er- spürbar ist. Als 1520 Bruder Patrizius seine aufsehenerregenden 213 ) Preuenhuber, Aonales Styreuses, S. 128. 214 ) Register des Stiftes Garsten, Diözesanarchiv, Hs. 3, BI. 106. 21 ') 1543 :März 4 verkaufte Prior Bartholomäus Haslpacher notgedrungen das Wölfllehen in der Raming und in der Pfarre Behamberg an Han s Ortner, S<)ineider und Bürger von Steyr und versetzte 1543 September 20 den Rabhof, dQs Neuhaus und die Schuechleiten an den Steyrer Bürger Georg Ei senv ischer gegen ein Darlehen von 300 fl. rh. auf 10 Jahre. Diploma tar, Bd. XXIX. 216 ) Preuenhuber, a. a. 0., S. 273.
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