Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung
32 sonen, der eigene Geistliche, . sehr häufig ein eigenes Benefizium und wenig·stens in den größeren Orten eine Spitalkirche oder Bruderhaus- kapelle. Aus den Visitationsberi chten und den Verleihungsdelueten der Städte und Märkte ergibt sich jedoch die Tatsache, daß trotz der natürlichen Vorbedingung·en bei den Spitälern von Personalpfarren keine Rede sein kann. Die rechtliche Stellung· des Geistlichen ist die eines Benefizi aten oder eines Kaplans. ei den Forschungen auf dem Gebiete der sozial-karitativen Einricli ungen im Land ob der Enns begegneten mir nur z w e i Ausnahmen 20 " ), die S p i t a 1p f a r r e i n L i n z und das S c h i f e r s p i t a 1 i n E f e r d i n g. Die „Pfarr im Spital" 203 ) ist das Gegenstück zur „Pfarr im Schloß" . Schon 1334 h::i, tten Ritter Ulrich von Tann und Bürger Friedrich von Tungozing· die Linzer Spitalkirche mit zwei täglichen Messen bes tiftet .[ Der erste Geistliche hieß Kaplan, der zweite Geselle. Di e Amt sbezeichnung drückte noch den ursprünglichen Sinn aus. Capellanus war der Vorsteher einer mehr minde r selbständigen Kapelle, socius = Geselle oder Hilfspriester. .) ) Um di e Wende zum 16. J ahrhunde rt hieß der erste Geistliche Pfa rrer. Der Visitationsbericht von 1544 spricht stet s von der „Pfarre im Spital zu Linz". Dies ist umso beachtlicher, als die Visitationsberichte, so- weit sie erhalten sind, z. B. in St eyr, Gmunden u. a . 0. niemals die Wendung „Pfarre im Spital" gebrauche1l,:) Der Inhaber der Personal- pfa rre im Linzer Spital, Mathes Aichinger , heißt 1544 stet s „Pfarrer" . Er hielt sich als St ellvertre ter im Spital einen „anderen Priester '" 04 ) . l Diese Rechtslage ermöglichte in de r zweiten Hälfte des 16. J ahrhun- d erts die Verleihung der Spitalstelle an evangelische Prädikanten, ohn e daß jedoch die protestantische Bürgerschaft die Kirche dauernd halten konnte. Der Protestantismus blieb auf die Landhauskirche und 2.uf Priva thäuser beschränk;\ Die zweite Ausnahme betrifft das S c h i f e r s p i t a 1 i n E f e r- d in g, das mit Zustimmung· des Stadtpfa rrers Ulrich Tainsdorfer 1462 förmli che Pfarrechte (Aufbewahrung des Allerheiligsten, Spendung 20 3 ) Der dritte F a ll - P ulga rn - bes t and nur von 1303- 1315. Margareta von Kap ell en hat te 1303 Pulgarn a ls Spita l gegründet und den P farrer Albert vo u Ta vershe im mit dem Hof in P lintendor f entschä digen woll en. E r s t 1305 April 25 k am ·es zu einem Vergl eich, der Pulgarn zu e iner Spitalpfa rre machte. Di e Ver- tragspunk te la utet en: 1. Spital u nd Go ttesack er von Pul garn sind fr ei von der Geri ch ts ba rke it des Pfarrer s von T a versh e im. Als Entschädi gung erhä lt der l' fa rrer den Hof zu Plintendorf. 2. Der Spita lpries ter wird durch den Verwalter d om Dekan vorgestellt, der ihn installiert. E s steht dem Verwalter fr ei , den Pries ter nach Belieben wi eder zu entlassen . 3. Der Pries t er erteilt a ll en Be- woh nern des Spita ls die Sak r amente. 4. Er darf den K ranken und Bresthaft en Predi gt ha lten. Die Gesund en s ind a n die P farrki r che zu wei sen und dürfen ·dara n keinen An teil ha ben . -5. Alle Spita lbewohner mögen auf dem Kirchhof-.. zu Pnlga ru ohn e E inspra che begra ben werd en, die Auswärtigen nur nach Erlag der Gebühr a n die eigene Pfarrkirche. 6. Soll ein Pfarrkind von Ta versheim in Pn!- _ga rn zur Ruhe gebracht wer den, so muß die Lei che vorher zur Pfarrkirche ge- tragen werden . Ein Drittel der Opfer des Begräbnis tages und ein Viertel des Erblasses des Verstorbenen a n das Spital geh ör en der Pfarrkirche . Mit der Über- ga be Pnlga rns a n den H I. Ge is torcl en 1315 Dezember 21 erl osch der Cha r a kter des .Hauses a ls Spitalpfarre. Stül z J, , Pulgarn, S. ü5 f. Die Vertragsurkunde &. 99 f f, • 0 • ) Landesarchiv, Ältere E ccles ias tica, Fasz. III und IV.
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