Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

30 T o 11 et und Köppach nachweisen. Der Landeshauptmann Wolf- gang Jörger bewarb sich in Rom selbst um die pfarrlichen Rechte für die Kapellen seiner zwei Schlösser Tollet und Köppach. 1519 Septem- ber 8 erhielt er von Rom aus das Privileg, in den beiden Burgkapellen für immer das allerheiligste Sakrament aufzubewahren und die Befug- nis, daß im Notfall den Leuten dieser Schlösser ohne Präjudiz für die Pfarrer, in deren Amtsbereich die Schlösser lagen, das Sakrament ge- reicht werde 100 ). Mit diesem Ausmaß war indes der ehrgeizige Jörger, der mit dem obderennsischen Herrenstand wegen der Hauptmannsstelle in schwerem Streit lag, nicht zufrieden, sondern er ließ die Angelegens heit in Rom weiter betreiben. 1520 März 9 entschuldigte sich der rö- mische Unterhändler M. Johannes Sthonnburger (?) bei dem Jörger, daß er nicht alles nach dem Willen seines Auftraggebers ausrichten konnte. Der hl. Vater Papst und sein Offizial hätten n i c h t a 11 e p f a r r 1 i c h e n R e c h t e m i t e i n a n d e r g e b e n w o 11 e n, w i e e s d e r J ö r g e r g e r n e g e h a b t h ä t t e, sondern eine zweite Supplikation empfohlen, dann wollten sie ihm andere pfarrliche Rechte verleihen. Er möge einstweilen das hl. Sakrament in seinen zwei Schlössern „ehebahren", er (der Unterhändler) verspreche dem Jörger, ihm den Taufstein und andere Pfarrechte hinaufzuschicken 100 ). Der rasche Beitritt dieses Geschlechtes zu Luther machte weitere Be- mühungen überflüssig. Das letzte Beispiel einer Schloßpfarre liegt mit der Schloßkapelle in W i n d h a g bei Perg vor. L a s 1a v o n P r a g, seit 1492 Patronatsherr von Altenburg, hatte die Kapelle der Filiale Windhag neu erbaut, wohl um den Pfarrer von Altenburg für seine Pläne günstig zu stimmen. Nach dem Ableben des Prager reversierte Pfarrer Hans Steger 1516 der Witwe Anna von Prag die Persolvierung der Messen in Windhag und verpflichtete sich, nach dem Tode des alten Pfarrers von Altenburg einen Priester zu halten, der an fünf Tagen in der Woche und „sooft man ihn erfordere", in Windhag Messe lesen sollte 10 ') . 1524 erneuerte A n n a v o n P r a g die Schloßkapelle von Windhag, stiftete eine tägliche Messe und nahm einen eigenen Geistlichen auf. Die Schloßfrau hatte dieses Privileg vom päpstlichen Legaten Kardinal Lorenzo de Anastasia erhalten und durch die Bulle von 1524 Juli 31 das Recht der Aufbewahrung der hl. Eucharistie in der Schloßkape lle. Am 13. August verlieh der Legat der Kapelle außerdem einen Ablaß 198 ). 1524 August 5 stellte Pfarrer Christoph Steinprucker von Altenburg den Willebrief zu dieser Stiftung aus 100 ), 195 ) Amtlich kollationierte Kopie von 1726 September 14 im Ordinariats- archiv, PA., Fasz. Grieskirchen. "') Da der Unterhändler den Jörger „als seinen Schwager" bittet, einst- weilen den ersten Brief zu gebrauchen , ersieht man die Unzufriedenheit des Jörgers mit dem ersten Privileg. Koll. Abschrift im Ordinariatsarchiv, PA., Fasz. Grieskirchen. 197 ) 1516 April 6, Diplomatar, Bd. XXIX. 108 ) Pritz F. , Beiträge zur Geschichte von Münzbach und Windhag, AOG., Bd. XV (1856), S. 142. '") Der 8. September als Datum des Willebriefes bei Pritz a. a. 0. ist un- richtig. Das Original im o. ö. Landesarchiv, Windhager Urkunden, hat „Freitag S Oswaldtag" = 5. August. Dazu Grüll G. d. J., Altenburg im Machland, Linzer Volksblatt 1931 Juni 10, Nr. 132.

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