Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

29 Charakter einer Schloßpfarre trug auch die B ur g k a p e 11 e auf d e r Sc h au n b ur g an sich : 1493 Mittwoch vor St. Andrä (Novem- ber 27) verlieh Graf Siegmund von Schaunberg dem Hans P erger das Benefizium in Schaunberg·. Die Verpflichtung bes tand_ in der Feier einer täglichen Messe in der Burgkapelle. Hans Perger heißt 1500 „Pfarrer und Verweser der Kapelle zu Schaunberg-'', 1503 „Pfarrer Perger in Lindach" . 1503 wurde Christoph Dorfmair als Rektor der Kapelle per libri traditionem inves tiert und ihm die cura et admini- stratio spiritualium et t emporalium übergeben, und zwar unter dem Bischof Wiguleus. 1505 und 1521 hieß das Gotteshaus „Pfarre", der Inhaber „Pfarrer" und im ständischen Giltenbuch war das Benefizium als Pfarre eingetragen. In der Kapelle war das Allerheilig·ste aufbe- wahrt, der Pfarrer predigte an Sonn- und Feiertagen und bestattete die Toten auf einem eigenen „Freithöfel". Im 17. Jahrhundert führte die Exemption der Schaunburg zu langwierig·en Streitigkeiten mit Hart- kirchen, konnte sich jedoch auf Grund der vorg·ebrachten Nachweise behaupten 102 ) . Kann auch im 16. Jahrhundert von einer Grafschaft im Lande ob der Enns nicht mehr g·esprochen werden 103 ), so klingt doch im Amts titel des Burggeistlichen etwas von der früheren einzigartigen Stellung der Schaunberger nach. Deutlicher ist die Rechtslage der Kapelle des hl. Georg und Erasmus auf der Feste Wart e n b 11 r g. Das Gotteshaus hatte bereits 1402 einen eigenen Kaplan, der mit Ein- willigung Passaus , des Propstes von St. Florian und des Pfarrers von Schöndorf alle Pfarrechte, ausgenommen das Begräbnis über die Be- wohner der Feste und der mit dem Graben umgebenen Vorhöfe ein- schließlich des Meierhofes, wo dem Kaplan das Widum angewiesen Wll-r, haben sollte. Die Verstorbenen dieser Schloßpfarre mußten in Schöndorf begraben werden. Seelg·erät, Opfer und eventuelle Ver- mächtnisse eigneten dem Pfarrer von Schöndorf, auch für den un- verwehrten Fall, daß jemand letztwillig· sein Begräbnis anderswo ver- fügt hatte. Als Entschädigung· für den Entgang an Opfern und pfarr- lichen Rechten und zur Stiftung· eines J ahrtages in Schöndorf ver- ga bten 1402 April 24 Weikhart von Pollheim und seine Gemahlin Doro- thea drei Güter mit 3 1 /e Pf. d Jahresertrag. Später wurde die Stiftung strittig, die Pollheimer zog·en die Güter ein, der Pfarrer von Schöndorf unterließ den Jahrtag. 1443 September 21 richteten Wiltpolt von Poll- heim und Anna von Hohenrechberg die Stiftung wieder auf und ver- mehrten sie um 60 d J ahresgefälle. 1496 erneuerte Bernhard von Poll- heim, Propst von Temesvar, die Kapelle und erwirkte 1496 Juli 30, wahrscheinlich als kg!. Orator Maximilians I. in Italien von Alexan- der VI. einen Ablaßbrief sowie die Bestätigung aller Pfarrechte, Tauf- stein und Begräbnis ausgenommen, über die Bewohner des Schlosses und des Meierhofes 104 ) . Zwei weitere Schloßpfarren lassen sich für fiir Wachs. Seine Verpfli chtungen waren d amals drei Messen in der Woche. Landesarch iv, Altere E ccles iast ica, Die Vi sita ti on von 1544 in Linz. 19 ') Grienberger K., Das Stift Lindach in Schaunberg, S. 7 f. und S. 24 ff. 193 ) Anders S towasser 0., Das Land und der Herzog, au verschiedenen -Stell en. '") Stülz J ., Vöcklabruck, S. 50 f.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2