Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung
27 band und erhob sie zur „p a r o chi a s p e c i a 1i s" 181 ) . Die ursprüng- liche Schloßpfa rre entwickelte sich in der Folgezeit zur selbständigen Pfarre, als die sie in der PM. aufscheint. 1378 Juni 7 schloß Hans· von Traun mit Pfarrer Dietrich von Hörsching einen Vertrag über die Er- hebung der Kapelle in der Feste T r au n zur Schloßpfarre. Der Pfarrer erlaubte dem Schloßherrn „alle pfärrleiche recht zu hegen mit allem volkch, daz hawsleich in der vestt ze Trawn gesessen ist, als dy mit dem Graben vmbvangen ist vnd nicht verrer, ausgenommen der begrebnus, dy soll zu der rechten pfarr ze heresing gehören" 182 ). Eine echte Schloßpfarre war auch P ü r n s t ein. 1448 waren auf dieser Burg zwei Kapellen, die obere Frauenkapelle und die untere Georgskapelle, errichtet worden. Am 27. Mai desselben Jahres hatte Kardinal Johannes 100 Tage Ablaß gegeben und 1449 Juli 20 Weih- bischof Siegmund die Kapellen konsekriert. 1480 März _25 erteilte nun Nuntius Bischof Alexander von Forli U 1r ich v. Starhemberg d. J. die Erlaubnis, in der oberen Schloßkapelle das Sanktissimum auf- zubewahren und einen Priester anzustellen, der ihn, seinen Bruder Gotthart sowie die Ihrigen, d. h. die Frauen, Kinder und das Schloß- gesinde lossprechen konnte 183 ). 1490 erneuerte der päpstliche Legat Thomas Asti, Bischof von Forli, anläßlich einer Altarweihe in der Frauenkapelle diese Privilegien 184 ). Für den Zeitraum zwischen 1490 bis 1525 kommen die Schloßpfarren in der G a n d o 1f k a p e 11 e i n L i n z und in den S c h 1o ß k a p e 11 e n d e r S c h au n b u r g, v o n W a r t e n b u r g·, W i n d h a g· b e i P e r g u n d T o 11 e t in Frage. Die Schloßbesitzer und Förderer der Kapellen sind der Kaiser, die Schaunberger, die Pollheimer, di e Jörger und die Prager. Es scheint, daß auf die Zunahme dieser Schloßpfarren die alte von Kaiser Fried- rich III. begünstigte G a n d o 1f k a p e 11 e i n L i n z ihren Einfluß aus- übte. St. Gandolf war durch die langjährige Hofhaltung des Kaisers in Linz Hofkapelle mit den Privilegien einer solchen geworden. Recht- lich ist die Kapelle als Personalpfarre aufzufassen, ohne daß die Ab- grenzung gegen die zuständige Territorialpfarre eine ganz deutliche g·ewesen wäre 185 ) . Nach der „translatio seu transplantatio" der Pfarr- kirche St: Gandolf vom Schloß in die Ebene im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts 185 n) sank auch die Bedeutung der Schloßkapelle, bis 1 8 1 } .,Nos Godefridus Dei gratia Episcopus Pataviensis nobilibus viris Ulrico et Helmhardo Fratribus dictis Görger Capellam S. Georgij iuxta Castrum ipsorum, quae hactenus ad Parochialem Ecclesiam in Hofkirchen pertinuit, ex e mim u s e t P a r o c h i a m s p e c i a I e m c o n s t i t u i m u s - - ." Hoheneck, Bd. I, s. 449. 18 '} OOUB., Bd. IX, S. 452. Die Gegenurkunde des Pfarrers S. 453 f. 183 ) Strnadt J., Velden, S. 266. 184 } Berger F., Kurze Geschichte der Pfarre Altenfelden und Umgebung, MB., Bd. I, S. 22. 18 '} Dies hat richtig erkannt Koch M., Beiträge zur Geschichte der Stadt Linz, Museal-Blatt 1841, Nr. 25, S. 101, der die Geschichte der Linzer Donau- brücko darstellt. 185•) 1286 Februar 2, Augsburg bekennt Herzog Albrecht von Osterreich, daß ihm „ratione translationis seu transplantationis sue de Castro infra muralia Cuitatis" kein Recht auf die Kirche von Linz zustehe, sondern daß das Pa- tronatsrecht auf die Linzer Pfarrkirche dem Bischof von Passau zukomme.
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