Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

20 aus versehen worden 158 ). 1536 Tag Lucia (13. Dezember) vollzogen Richter und Rat diese Stiftung, die unter die letzten Benefiziums- stiftungen in der Reformationszeit überhaupt zu rechnen ist. Man sieht ::rns dem Stiftsbrief 150 ), daß der Markt in seiner wirtschaftlichen Be- deutung seiner kirchlichen Stellung erheblich vorausgeeilt war. Im ganzen scheinen also 6 Orte, 4 Märkte (Aschach a . D., Neu- felden i. M., Haag a. H., Neumarkt a. H.) und zwei Dörfer (Laakirchen, Oepping) durch die Errichtung von Benefizien kirchlich verselb- ständigt. Zeitlich fällt ihre Rangerhöhung zwischen 1490 und 1536. Die Gründer sind in zwei Fällen (Neufelden, Neumarkt) Richter und Rat für die Bürgerschaft der betreffenden Orte, in zwei Fällen (Oepping, Aschach) Adelige (Starhemberg, Schaunberg), in einern Fall (Haag) ein Geistlicher (Pfarrer) und in einem Fall (Laakirchen) die Pfarrgemeinde selbst, das heißt vorwiegend die Bauernschaft. 2. Verselbständigung von Filialen durch Übertragung eines schon be- stehenden Benefiziums. Es liegt vorläufig nur ein Beispiel für diese Art der Verselbständi- gung vor. Im Jahre 1541 wurde nämlich das von dem Hallstätter Bürger Sieg·mund Wilfing· (t 1498) auf dem Altar des hl. Sebastian in der P f a r r k i r c h e v o n H a 11 s t a t t e r r i c h t e t e B e n e- f i z i u m in die Sebastianskapelle nach G o s au übertragen. In Gosau amtierte von 1541 ein eigener Geistlicher, während das aus der Zeit um 1500 stammende Gotteshaus 160 ) vordem von Hallstatt aus ver- sehen worden war. Gosau ist also neben Grünau und Ischl der dritte Ort, der im Zusammenhang mit dem Salzkammergut kirchlich aufstieg. 1544 erhielt der Geistliche in Gosau von der Herrschaft Wildenstein zur Verbesserung seiner Pfründe einen Grund als Freistift 101 ). Die ·ab- gelegene Gebirg·spfarre spielte in den Glaubenskämpfen infolge ihrer Lage vor dem Gschüttpaß, dem Übergang in das salzburgische Abtenau, eine wichtige Rolle. Aus eingehender Beschäftigung· mit dem 16. Jahrhundert :im Land ob der Enns besteht für mich die Überzeugung, daß dieser Weg der Verselbständigung in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, besonders zwischen 1550-1575, zahlreich beschritten wurde. Indes ist es sehr schwierig, im einzelnen Fall festzustellen, ob bei diesem Vorgang eine ü b e r t r a g u n g oder eine der häufigen V e r s c h 1e p p u n g· e n von Benefizien vorliegt, wie sie gewalttätige Vögte und radikale Ge- meinden vornahmen, um damit einen protestantischen Prediger zu be- solden.LDie Glaubensspaltung hatte ja mit vernichtender Gewalt in 158 ) Bei Haberl A ., KalJham, SchH., Bd. I (1910), S. 37, heißt es: ,,Richter und Rat zu Neumarkt in der Hofkircherpfarre." 109 ) Abschrift im Ordinariatsarchiv, Passauer Akten, Fasz. Neumarkt/Kai). ham. Abgedruckt in dem Aufsatz „Zur Geschichte der Pfarre Neumarkt", LQSch., Bd. XX (1869), S . 120 f . 160 ) Weißbacher J ., Das Dekanat Altmünster, S . 220. 161 ) Weißbacher J ., a. a. 0., S. 221 und Lamprecht J., Die Pfarreien des Dekanates Gmunden, LQSch., Bd. XXVII (1874), S. 25.

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